Plädoyer für Ewige Jugend: Bleiben Sie NEUGIERIG

Gastbeitrag zu Ostern von Henning Schöttke: Zementierte Wahrheiten behindern flexibles Denken. Leben aber ist Veränderung. Also, wenn jetzt bald der Frühling um die Ecke lugt: Raus aus dem Kopf-Gefängnis! Dann brauchen wir den Diskurs über Jung und Alt gar nicht mehr zu führen.

Ein junges Selbstbild erhalten (c) Henning Schöttke

Ein junges Selbstbild erhalten (c) Henning Schöttke

Damit die Gesellschaft ihre Sicht auf den alternden Menschen ändert, sollte auch der alternde Mensch seine Sicht auf sich selbst ändern. Dazu gehört, dass wir unsere verschiedenen Lebensspannen grundsätzlich annehmen.

»Früher war alles besser« bedeutet meist: »MIR ging es besser. Ich war körperlich leistungsfähiger, hatte Spaß und soziale Kontakte.« Dabei war es, ganz profan gesagt, in nicht geringem Maß der Fortpflanzungstrieb, der bei unserer Suche nach dem richtigen Partner, die Freude an Feiern, Musik, Alkohol, Mode und anderen Ritualen überhöhte. Aber der Anteil des Spaßes, der genau dieser Suche diente, kann nicht so erhalten bleiben wie früher.

Etwas anderes dagegen kann ein Leben lang bestehen: Junge Menschen wollen wachsen und die Welt erkunden. Es gibt keinen Grund, warum wir uns diese Eigenschaft der Jugend nicht bis ins hohe Alter bewahren sollten. Wenn aber eine Verherrlichung der eigenen Jugend und ihrer Symbole (Musik, Mode, Filme usw.) zu Unverständnis oder gar Ablehnung der aktuellen Jugendkultur führt, bedeutet dies einen Verlust von Kommunikation.

Alle Lebensspannen annehmen (c) Henning Schöttke

Alle Lebensspannen annehmen (c) Henning Schöttke

Es hält uns jung, Freunde aus jeder Altersschicht zu haben. Begegnet der alte Mensch dem jungen dabei auf Augenhöhe, so wird er Achtung zurückerhalten. Junge Menschen hören älteren gern zu, zumal wenn deren Erfahrungen mit einer Portion Selbstironie erzählt werden. Dabei sollten die Fehler und Irrwege unserer eigenen Jugend (Dinge wie Alkoholexzesse und Schule schwänzen) weder glorifiziert noch verschwiegen werden.

Nur auf diese Weise entsteht ein ernst zu nehmendes Bild. Junge Menschen mögen es durchaus, wenn man ihnen Leitplanken und Fahrbahnmarkierungen zeigt. Fahren wollen sie allerdings selbst.

Lasst uns ein Leben lang neugierig bleiben, und auch wenn es gut ist, Haltung zu zeigen, sollten wir dabei nur wenige grundlegende Standpunkte haben. Zu viele zementierte »Wahrheiten« behindern flexibles Denken. Leben aber ist Veränderung.

Gastbeitrag mit eigenhändig erstellten Zeichnungen von Henning Schöttke, Comic-Zeichner, Künstler, Autor aus Kiel:
http://www.henning-schoettke.de
http://www.facebook.com/henning.schoettke
Auf Facebook kann man erleben, wie sein aktueller Roman „Acedias Traum“ entsteht: Jeder kann daran mitwirken und mitschreiben:
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