Kartieren & Visualisieren der Risiken, Akteure, Argumente

by Wolfgang Goede | 19. Mai 2014 22:33

Gerade ist Ulrich Beck 70 Jahre alt geworden. Sein Buch Risikogesellschaft (1986) hat ihn und die deutsche Soziologie weltweit bekannt gemacht. Sein Kollege Ortwin Renn entwickelte das Thema weiter und führte die Risikoabschätzung ein (internationaler Terminus: risk assessment). Das alles inspirierte die Münchner Projektgruppe für Sozialforschung MPS zu einer Visualisierung von Risiken.

Die Methode RISIKOKARTIERUNG ist eine Art Aufstellung des Risikos und der damit verbundenen Konfliktpartner, Interessensvertreter, Betroffenheitsexperten oder, neudeutsch: Stakeholder. Damit erinnert diese Art des Risikodiskurses an die TELI Wissenschaftsdebatte und könnte sie durch Visualisierungselemente bereichern.

Für den MPS Risikodiskurs werden für jede Kontroverse Akteure, Inhalte und Argumente ermittelt. Diese werden zu einer Landkarte verarbeitet, in der, bildlich gesprochen eine „Geografie und Topografie“ der Kontroverse entsteht. Diese hilft beim Entwickeln einer Strategie für den Umgang mit dem Risiko.

Das daraus abgeleitete Stakeholderworkshop ist der Live-Wissenschaftsdebatte ähnlich. Für die beiden experimentellen Fallstudien über Nahrungsergänzungsmittel und Nanopartikel wurden Entscheidungsträger und Experten, Wirtschaftsfachleute, NGOs und Verbraucher eingeladen – so wie bei den bisherigen Wissenschaftsdebatten über Demografie und Lärm.

Wie bei dieser geht es um die Beteiligung aller relevanten Akteure. Das ermöglicht die Integrierung der „Relativwahrheiten“ (Beck) zu einer konsensual-tragfähigen Gesamtwahrheit. So entsteht ein konstruktiver Umgang mit wissenschaftlich-forscherischen Kontroversen in der Gesellschaft.

In einem Satz: Aus Rohwissen wird durch das Einbeziehen aller von dem Wissen Betroffener ein gesellschaftlich robustes Wissen, d.h. Wissensgenerierung ist mehr als nur der forscherisch-wissenschaftliche Prozess, sondern wird erst durch gesellschaftlichen Input gehärtet, so wie bei der Verhüttung belastbarer Stahl erst in verschiedenen Schmelzen entsteht.

http://www.risk-cartography.org/index.html

Siehe auch Beitrag über „Shared Knowledge Production and Economy“ auf der EUSJA Webseite –>
http://www.eusja.org/only-shared-knowledge-is-relevant-2/

Source URL: http://www.wissenschaftsdebatte.de/?p=4941