Die richtigen Fragen stellen

by Gastautor/in | 16. Oktober 2014 23:57

Von Axel Grychta:

Also, die angezettelte Debatte heißt Wissenschaftsdebatte. Und an einer Stelle wird dazu aufgerufen, „die großen Fragen der Forschung zu diskutieren“!

Aber:

Oder ist die Debatte derzeit eher eine Technikdebatte?

Der ursprüngliche Fragenkatalog und die daraus resultierenden Zusammenfassungen deuten das an. Stichworte sind: Energietechnik, Gentechnik, Informations- und Kommunikationstechnologien, Nano-Technologie.

Schärfer formuliert:

Noch schärfer formuliert:

Stichwort: Globale Erwärmung

Neben tatsächlich kriminellen Machenschaften sind die Produktionsprozesse nicht darauf angelegt, Schaden anzurichten, sondern Nutzen zu stiften.

Dennoch:

Unter Entleerung natürlicher Ressourcen (Quellen), deren Umwandlung und Verdichtung werden unter Einsatz von Energie Produkte erzeugt, die letztlich als – teils hochtoxischer – Abfall (Senke) enden und die natürlichen Stoffkreisläufe teils drastisch ändern und die Lebensgrundlagen auf dem Planeten Erde gefährden können.

Zivilisationskrankheit Technik?

Vielleicht hilft ein Perspektivwechsel:

Aristoteles unterschied die folgenden wesentlichen Elemente:

Erde, Wasser, Luft und Feuer (Energie).

Welche Techniken garantieren auch in Zukunft,

Welche Bedürfnisse hat der Mensch überhaupt?

Essen, Trinken, Schlafen, Kleidung, freies, glückliches, gesundes, sinnliches Leben.

Wer aber bestimmt über Glück, Freiheit etc. – welche Instanz?

Kürzlich gab es Zeitungsberichte, denen zufolge die Kirche den allgemeinen Werteverfall beklagt und für diesen Werteverfall die Wissenschaft verantwortlich macht. Ist also die Wissenschaft Schuld am ausufernden Kapitalismus, an Verarmung, an Krieg, an Hunger, an Wasserknappheit, an Krankheiten?

Heiner Geißler fragt in seinem Buch „Ou topos“ nach einem Ort, den es noch nicht gibt, den es aber geben sollte, ein Utopia ähnlich wie von Thomas Morus oder Bacon beschrieben. Und er skizziert einige unbequeme Wege dorthin.

Eckhard Ehlers beschreibt in seinem Buch „Das Anthropozän“ die Erde im Zeitalter des Menschen, wie es im Untertitel heißt. Die Überschriften des letzten, des 6. Kapitels lauten:

Lassen sich für die Fakten- und die Wertefragen überhaupt Bewertungskriterienkataloge formulieren?

Gibt es etwa schon Antworten auf die hier aufgestellten Fragen?

Wenn es schon Antworten gibt, warum dann „business as usal“?

Gibt es in dem komplexen Wechselkreis „Wissenschaft-Technik-Wirtschaft-Politik“ Beziehungsverknüpfungen – womöglich skandalöse, die Lösungen behindern oder unmöglich machen?

Das Forum für Verantwortung (eine Stiftung von Klaus Wiegandt) diskutierte beispielsweise folgende Fragen, deren Antworten bzw. Antwortversuche man in Buchform nachlesen kann:

Abschließend:

Um diesen Katalog gemeinsam mit allen interessierten gesellschaftlichen Gruppen zu erarbeiten, zu kommentieren, zu moderieren, sollte dieses Haus der Wissenschaftsdebatte wirklich stabil zusammengezimmert werden.

Fragen, die nicht so recht in den oben dargestellten Gedankengang passen, die man aber der Wissenschaft stellen sollte:

Kann die Wissenschaft also wirklich die Instanz zur Beantwortung der zukunftsorientierten Fragen sein?

Ich hoffe auf Kommentare und bin an einer Weiterführung der Diskussion höchst interessiert.

Axel Grychta 2014-10-16

Source URL: http://www.wissenschaftsdebatte.de/?p=5089