Highlights WCSJ2023 Medellín

Ja, es ist möglich: Eine Weltkonferenz im Globalen Süden! Was Viele bis vor ein paar Wochen noch nicht für möglich hielten. Medellín, Kolumbien war Ende März 2023 Ort der XII. Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten #WCSJ2023. Es nahmen teil über 500 Delegierte und Gäste von über 50 Mitgliedsorganisationen aus der ganzen Welt.

Der Event war eine Premiere: Seit den 1990er Jahren erstmals fand sie im Freien statt, in Medellín Botanischem Garten. Service war super, es fehlte an nichts, und auch das Wetter hielt, außer einem kurzen Schauer und ferner Gewitterdonner.

Bei den Themen rund um Schonung, Rettung, neuen Impulsen für die leidende Biodiversität in der Welt und besonders in Amazonien wurde immer wieder deutlich: Die Welt braucht in Wissenschaft, Gesellschaft, Politik, Journalismus einen Paradigmenwechsel. Dies könnte der große Beitrag des Wissenschaftsjournalismus zur „Big Transformation“ sein, von Intellektuellen seit Jahren angestoßen, mit bisher wenig Erfolg. Die von Global Nord betriebene Wirtschaft und Natur sind Antagonisten.

Insofern wurde immer wieder der notwendige Brückenbau zwischen Global Nord und Global Süd thematisiert. Die indigenen Gesellschaften der Amerikas haben eine ebenso reiche Kulturgeschichte wie auch Wissenschaftsphilosophie, die sich ausdrückt in „Buen Vivir“ (Gutes Leben) oder Kosmovision. Alles ist im Kreislauf — so wie die vielfach geforderte und nur zögerlich realisierte Kreislaufwirtschaft — und steht im oft krassen Widerspruch zum linearen „Fortschritts“- und Wachstums-Denken des Nordens.

Die namhafte kolumbianische Biologin Brigitte Baptiste brachte das in ihrem Eröffnungs-Impuls unumwunden zum Ausdruck. Wissenschaft des Nordens komme viel zu oft noch kolonialistisch daher, sei nicht dialogisch mit dem Süden mit wenig Respekt für Andersdenkende. Viele Vertreter der Forschung seien ausgesprochen engstirnig und Aufgabe des Journalismus sei es, die Scientific Community hierin herauszufordern und neue weiterführende Fragen aufzuwerfen und zur Debatte zu bringen.

So eindeutig sind der immanente Widerspruch in den Wissenschaften und der notwendige Quanten-Sprung auf neue methodische Formen noch nie auf einer Weltkonferenz ausgesprochen worden.

Ich selbst habe einen kleinen Beitrag dazu geliefert in dem #WCSJ2023 Dokumentarfilm „Might be anything“, produziert von Nejc Levstik. Im Premieren-Talk dazu schlug ich eine neue Formel vor, die das zirkuläre Denken des Süden und das lineare des Nordens in ein verbindendes Modell integriert.

Im Get-together der Mitgliedsorganisationen des Weltverbands der Wissenschaftsjournalisten WFSJ, der die Kolumbienkonferenz zusammen mit der lokalen Organisation der Wissenschaftsjournalisten ACPC realisiert hatte, wurden Vorschläge für Folgekonferenzen gemacht.

2025 könnte die Weltkonferenz in Kathmandu/Nepal stattfinden (mit Unterstützung Japans) oder in Kapstadt/Südafrika. Dafür machte sich der anwesende Wissenschaftsminister stark. 2027 könnte die Weltkonferenz nach London zurückkehren, wo sie bereits in den Nuller-Jahren stattfand. Vertreter der britischen Organisation zusammen mit SciDev legten bereits ausgefeilte Planungen vor.

Die TELI ist eine der Mitbegründer des Weltverbands und damit auch der Weltkonferenzen der Wissenschaftsjournalisten.

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