Europa im Debatten-Fieber

by Wolfgang Goede | 1. Mai 2010 21:22

Wissenschaft so wichtig wie Politik? — So’n Quatsch! Wer das noch vor ein paar Jahren sagte, wurde mitleidig belächelt. Dann wurden die Wissenschaftsdebatten erfunden. Sie bringen Forschung in die Öffentlichkeit und heizen die Gemüter auf. Voll auf diesen Zug gesprungen ist Wissenschaft im Dialog mit „Wissenschaft debattieren“: Schülerforen und Junior Science Cafés, Bürger- und Konsensuskonferenzen in der ganzen Republik diskutieren leidenschaftlich über die Frage, was in Zukunft die Klassenzimmer wärmt und wie Züge am günstigsten von München nach Hamburg rollen.

Doch nicht nur Deutschland erkennt den Wert der Debatte. In Schweden hat sich eine Wissenschaftsdebatte entzündet, Debattscener 2010, die sich bei Youtube auch einen Namen unter „Street Science“ macht. Von Skandinavien führt die Fährte weiter zum Mittelmeer. Dort macht die Italian Science Debate von sich reden, auch Frankreich und Spanien liegen in Geburtswehen. Das alles hat die European Science Foundation ESF angestachelt, über ein europaweites Format nachzudenken. Vielleicht lässt sie sich inspirieren vom Verband der europäischen Wissenschaftsjournalisten EUSJA auf der ESOF 2010. Er wird dort die neuesten Erkenntnisse vorstellen, u. a. die aus der TELI-Wissenschaftsdebatte.

In Turin wird der TELI-Vorsitzende und EUSJA Präsident Hanns-J. Neubert herausstellen, dass es bei Debatten nicht allein um Einzelaspekte wie Energie oder Forschungsfinanzierung gehen kann, sondern viel mehr um:

DIE ROLLE DER GESELLSCHAFT IN DER FORSCHUNG!

„Es sind die Bürger, die die Fragen stellen und ihre Visionen darlegen“, erklärt Neubert. Den Kurs hat er abgesteckt in dem EFS-Workshop Roadmapping Science in Society.

Die Kernfrage heißt: Wie bringt die Forschung den wissenschaftlichen Alphabetismus einer demokratischen Gesellschaft und ihrer Bürger voran? „Die Wissenschaft verlangt nach der Unterstützung der Gesellschaft, aber wie stützt sie selber die Gesellschaft?“, fragt Neubert. Können wir die Probleme der Gesellschaft mit der Technologie lösen, die ihr diese eingebrockt hat?

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