Vorschlag „Berliner Erklärung“
von Bernd Schöne

Am Vortag der Mitgliederversammlung 2010 (am 18.11.2010) schickte Bernd Schöne folgende Nachricht an die TELI-Liste:

Wie auf der MV 2009 besprochen, wollen wir in Berlin über folgende Erklärung diskutieren. Ich bitte dort um Eure Kommentare. Vor allem weitere Negativ-Beispiele wären nützlich.

Berliner Erklärung der Verbände, TELI und …..

Die deutschen Verbände der Wissenschafts- und Technikjournalisten fordern die Politik auf, den Fortbestand des Wissenschafts- und Technikjournalismus zu gewährleisten. Seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts war Deutschland auf diesem Gebiet führend. In Berlin berichteten erstmals professionelle Technikjournalisten über den rasanten Fortschritt in Wissenschaft und Forschung. Nach der Wende waren es deutsche Verbände, die ihre Hand nach Osten ausstreckten und Entwicklungsarbeit leisten. Heute kämpft in der Heimat des Technikjournalismus ein gesamter Berufsstand um die nackte Existenz.

Stellenstreichungen und eine Veränderte Einstellungspraxis von Hochschulen und Industrie gefährden diesen für die Kommunikation zwischen Gesellschaft und Forschern ungemein wichtigen Berufszweiges. Beim WDR fielen die Hobbythek und der Computer Club dem Rotstift zum Opfer, beim Bayerischen Rundfunk der Computertreff. Alles Sendungen, die dem Zuschauer einen praktischen, weil selbst erfahrbaren Zugang zu Wissenschaft- und Technik ermöglichten. Genau dies war und ist immer die Stärke des deutschen „Bastlervolkes“ gewesen. Technikfeindlichkeit und ein erschreckend geringer Zuspruch „schwieriger“ Berufe ist nicht zuletzt Folge schlechter Kommunikation.

Was unverständlich ist, macht ein Leben lang Angst!

Die von Bundeskanzler Helmut Schmidt in den 70er Jahren (!) eingeforderte „Bringschuld der Wissenschaft“ ist bis heute nicht eingelöst. Die Situation hat sich sogar weiter verschärft. Pressestellen mit marketingorientierten Personen besetzt. An einem ehrlichen Dialog mit Staatsbürgern scheint niemand wirklichen Interesse zu haben. So entstehen Parallelwelten, umschlossen von einer Mauer aus unverständlichen Begriffen und einer bedeutungsschwangeren, ausgrenzenden Spezialsprache. Das mag für viele Bequem sein, Parallelwelten tun aber einer Demokratie nie gut und schaden langfristig stets denen, sie sich Ausgrenzen.

Während in anderen Ländern die Bedeutung des Wissenschafts- und Technikjournalismus längste erkannt wurde, und hochqualifizierte Kollegen in Festanstellungen beschäftigt werden, gleitet er bei uns auf das Niveau des Zuverdienstes zum Harz IV Grundgehalt ab.

Man nur von einem völligen Unverständnis der Entscheidungsträger ausgehen. Eine deutsche Innovation muss oft erst um den Globus laufen, um in den deutschen Medien wahrgenommen zu werden. Dann allerdings als amerikanisches Produkt oder Entwicklung, aufbereitet und in einer verständlichen Sprache versehen von US-Kollegen. Und das alles nur, weil es an einer Handvoll Stellen in Deutschland fehlt, die Forschungsergebnisse in allgemeinverständliche Kommunikationsformate umzuwandeln. In diesem Zusammenhang ist an das Schicksal des Institutes für Wissenschaftlichen Film zu erinnern. Bei der F/WU/ (Institut für /Film und Bild)wurde die Anzahl der Mitarbeiter drastisch reduziert./

Es bedarf dringend fester Stellen und dem klaren Willen der Politik, den Vorgaben der EU, alle geförderten Projekte in verständlicher Sprache (Niveau: Tageszeitung) umsetzen zu lassen auch in Deutschland Folge zu leisten. Genau das passiert in Deutschland nicht!

Wissenschafts- und Technikjournalismus ist kein Infotainment und kein Feuilleton mit naturwissenschaftlichen Inhalten, sondern Brücke zwischen Innovation und Lebenswirklichkeit. Eine Gesellschaft ohne professionellen Kommunikatoren macht sich zum Spielball wilder Gerüchte in anonymen Internetforen. Im Bereich Medizin haben wir diesen Status (Beispiel Impfen) schon erreicht.

Als Konzept vorgelegt von Bernd Schöne

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