Ausfahrt Zukunft: High-End-Journalismus!

by Wolfgang Goede | 10. Mai 2009 15:52

Jetzt gab es sogar ein Hearing des US-Senats zur Frage, ob Printjournalismus und Tageszeitungen eine Zukunft haben. Der US-Journalist David Simon verlangte von seinen Print-Kollegen ein Bekenntnis zum „High-End-Journalismus“. Diesen Begriff sollten wir uns merken, weil er so schön bildlich ist. Und auch, was sich dahinter verbirgt, müssen wir unbedingt beherzigen, letztlich das, was uns die journalistischen Tugenden sowieso ins Stammbuch schreiben: knallharte Recherche und einzigartige Geschichten, die man woanders nicht findet!

Gerade in unserer Branche habe ich manchmal den Eindruck, dass viele Technik- und Wissenschafts-Storys sich ähneln, sie irgendwo schon mal abgehandelt worden sind. Unlängst veranstaltete die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften acatech ein Workshop für Wissenschaftsjournalisten zu Werkstoffen. Die Kernfrage dabei: Wie lassen sich diese oft spröden Themen für die Medien besser aufbereiten? Ich freute mich über meine Einladung als Coach, war mir aber nicht sicher, wie die Kolleginnen und Kollegen auf mein Angebot reagieren würden.

Ich hatte StoryTelling im Workshop-Gepäck und ließ die Teilnehmer die von ausgesuchten Experten dargebotenen Informationen in dramaturgisch ausgefeilte Exposés umsetzen – siehe dazu auch: Denkst du noch – oder erzählst du schon? Meine Erkenntnis daraus: Das Denken in Bildern, Szenen und Plots brachte allen Beteiligten unheimlich viel Spaß, und die Präsentationen lebten von Witz und Spontaneität. Diese Kreativität steckt in uns allen, und sie fühlt sich gut an, also lassen wir sie doch ein wenig mehr von der Leine, unseren Beiträgen täte sie gut!

Übrigens: Auch das Magazin der Süddeutschen Zeitung widmet sich an diesem Wochenende der Frage: „Wozu Zeitung?“ Alles tolle Beiträge, aber wenig Neues, am besten fand ich auf der letzten Seite Axel Hacke. Der machte sich Gedanken über den Transport von Manuskripten in der alten Rohrpost. Darin wurde im SZ-Verlagsgebäude offensichtlich auch schon mal eine Weißwurst befördert, bei weiteren Experimenten verschwand unter mysteriösen Umständen ein Pfauenauge aus der Patrone. Hackes Schluss: „Mag sein, dass die Zukunft des Journalismus im Unklaren liegt. Aber auch seine Vergangenheit hat noch ihre Rätsel.“

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