Schreiben für’s Internet

Lauftext und Struktur

Der Lauftext erzählt die eigentliche Geschichte von Anfang an. Nichts wird vorausgesetzt, auch nicht die Informationen aus Überschrift und Teaser.

Lauftexte für das Internet sollten kurz sein – mindestens um die Hälfte kürzer als vergleichbare Print-Texte.

Da die Leser üblicherweise nur »scannen«, sollte der Autor ihnen viele, aber dennoch nur wirklich wichtige Haltepunkte anbieten. Dazu gehört es, sehr viel häufiger Absätze einzubauen, als in Zeitungs- oder Magazintexten üblich. Reichlich, aber sinnvoll verteilte Zwischenüberschriften sind Wegweiser, die Gedanken- und Erzählrichtungen anzeigen. Zusätzlich sollten sich Print-Autoren daran gewöhnen, die Informationen für die Leser mehr mit Listen und Tabellen einfach, aber effektiv zu strukturieren.

Auch fette Textauszeichnungen (Tags: <strong>...</strong>) bieten Leseraugen Fixpunkte. Oder, wie hier auf der Wissenschaftsdebatte möglich, gelbe Farbmarkierungen, die Textmarkerstriche imitieren (Tags: [hi]...[/hi]).

Kursive Schrift dagegen sollte man unbedingt vermeiden, da sie in der Regel nicht vernünftig lesbar ist. Sie irrtiert nur und wird normalerweise überlesen. Dass man heute keinen Text mehr unterstreicht, sollte sich inzwischen überall herumgesprochen haben.

Muss es dann doch einmal ein längerer Text sein – mehr als ungefähr 2.000 Zeichen – dann sollte er unbedingt in mehrere Seiten umbrochen werden. Das geschieht mit den »nextpage«-Tag (<!--nextpage-->. Achtung: Kein Leerzeichen!).1

Bricht man die Seiten um, ist es ganz besonders wichtig, vor dem Link zur nächsten Seite einen Cliffhanger einzubauen. Ein Cliffhanger treibt das bisher geschriebene auf die Spitze und bricht am Höhepunkt ab, mit dem Versprechen, die Lösung auf der nächsten Seite zu präsentieren. Der Leser muss nach der Fortsetzung lechzen, sich gezwungen fühlen den Mauszeiger auf den Link zur nächsten Seite zu manövrieren, den Finger auf der Maustaste zu positionieren und schließlich zu klicken. Aber Achtung: Lohnt sich diese Aktion nicht und wird der Leser enttäuscht, ist er auch schon weg…

[Suchmaschinen-Optimierung, Links und Fußnoten …]

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Endnote(n):
1. Den <!-- nextpage -->-Tag nicht mit dem <!--more-->-Tag verwechseln! Den <!--more-->-Tag benötigen wir auf diesem Wissenschaftsdebattenportal nicht. Er dient dazu, bei Front-Blogseiten oder Kategorien den Teaserbereich vom Lauftext zu trennen, was hier mehr oder weniger automatisch passiert.

Ein Gedanke zu “Schreiben für’s Internet

  1. Ansonsten gilt die wichtigste Print-Regel auf für online: KISS, keep it simple & short. Wen Hemingways Stakkato-Stil nicht inspiriert, findet in Jutta von Campenhausens Reader „Wissenschaftsjournalismus“ (UVK, Konstanz 2011) Anleitungen für prägnantes Formulieren:

    * Kurze Sätze, höchstens ein Nebensatz (wenn überhaupt)
    * ausdruckstarke Verben (die mit den roten Bäckchen)
    * Sätze gnadenlos entrümpeln von der Geistes-Schlacke, also keine aufgeblähten Substantive (Dach statt Bedachung), keine Versubstantivierung und Nominalstil (prüfen statt der Überprüfung zuführen,Probleme statt Problemstellung)

    Bei ihren Empfehlungen schimmert ein wenig der Meister durch. Die Autorin ist Absolventin der Nannen-Schule. Deren langjähriger Leiter, Wolf Schneider, hat einer ganzen Journalisten-Generation diese Unarten ausgetrieben. Die Deutschratgeber des Sprachpapstes, wie ihn viele nennen, sind eine ebenso amüsante wie lehrreiche Lektüre.

    Campenhausen schafft es, diese Regeln in den Wissenschaftsjournalismus einzubetten. Außerdem leuchtet sie viele Konfliktzonen aus wie den Umgang mit PR, Zahlen und Kontroversen. 190 lesenswerte Seiten für alle, die sich Hettwers & Co ein halbes Kilogramm schweren Standard-Wälzer „Wissens Welten“ ersparen wollen.

    Immerhin, auf 598 Seiten finden sich fünfeinhalb über „narrative style“, also Geschichten erzählen. Diese Kunst ist unterbelichtet im deutschen Wissenschaftsjournalismus. Man kann vieles gegen die Bildzeitung vorbringen, aber: Die Kolumne „Post von Wagner“ erzählt in wenigen Anschlägen immer eine kleine provokante Geschichte. Die Debattenthemen wären ein Übungsfeld.

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