Guter Journalismus ohne Verlage

by Jan Oliver Löfken | 26. Juni 2013 16:56

Es gibt eine Zukunft für den guten Journalismus, nur auf die Verlage dürfen wir uns nicht mehr verlassen!

Diesen Tenor hatte Mitte Juni die Jahrestagung unserer Kollegen vom Netzwerk Recherche. Als Auswahl aus dem sehr spannenden und reichhaltigen Programm möchte ich Ihnen diese Idee zur Finanzierung des Journalismus weitergeben. Doch auch die anderen Themen – sei es der Datenjournalismus der Wikileaks-Initiatoren oder Reportage-Erfahrungen von preisgekrönten Kollegen – lohnen sich, nachgelesen zu werden. Besuchen Sie dazu bitte folgende Adressen:

http://blog13.netzwerkrecherche.org
http://issuu.com/netzwerkrecherche/docs/nestbeschmutzer_2013
https://www.youtube.com/channel/UCuEz1yc_VErbpeGkM6ZWCYA
http://netzwerkrecherche.org/node/14

Finanzierung von Journalismus:

Die Freien unter uns wissen, dass die Verlage aller Medien immer mehr von uns verlangen für gleiches oder gar weniger Honorar. Buy-Out-Verträge werden regelmäßig versendet und leider auch hier und da von uns akzeptiert. Kein neues Finanzierungsmodell bietet bisher eine lukrative Alternative zum klassischen “Verkaufen” seiner Texte. Dennoch möchte ich auf erste viel versprechende Ansätze hinweisen.

– Crowdfunding: In der Tat finden sich interessierte Leser in Deutschland, die per Crowdfunding spannende Recherche-Projekte vorab finanzieren. So verzeichnet die Plattform “Krautreporter.de” seit ihren Start Anfang des Jahres wachsende Projektzahlen. Die Erfolgsquote mit etwa 80 % kann sich mehr als sehen lassen. Der Aufwand für die Ausschreibung eines Crowdfunding-Projekts hält sich dabei durchaus in Grenzen. Wer also eine Idee hat, nur los. https://krautreporter.de

– Recherchestipendien: Diese Form der Finanzierung nimmt dieser Tage zu – auch für uns Wissensschafts-und Technikjournalisten. Einen Überblick dazu bietet – neben der Auflistung von Journalistenpreisen – die Webseite http://www.journalistenpreise.de bzw. genauer hier http://www.journalistenpreise.de/?id=preis&cat=13

– Selbstvermarktung: Wenn schon die Verlage keine Paywall durchsetzen können, wie sollen das einzelne Journalisten dann können. Diese Denke mag heute noch zutreffend sein, ist aber nicht unbedingt zukunftsträchtig. Denn das Leseverhalten ändert sich mit PC, Smartphone und Tablet. Leser vertrauen zunehmend nicht mehr “ihrer” Zeitung, sondern suchen aus vielen Quellen ihre Lesestücke zusammen. Darunter fallen mehr und mehr auch Blogs und persönliche Artikelseiten von Autoren. Spendefunktionen wie “flattr” dümpeln zwar vor sich hin, doch wer Bezahlmöglichkeiten etwa über Paypal anbietet, wird überrascht sein, dass Leser für gute Stücke bereit sind zu zahlen. Wer zudem über verfügbare Programme für die Erstellung von Artikel-Apps für die Iphone und Android-Welt nutzt, erreicht eine umso zahlungsbereitere Leserschaft als im herkömmlichen Web.
Leben kann von solchen Einkünften bisher niemand – oder fast niemand. Doch zeigt es einen möglichen Trend auf, mit guten, inhaltsreichen Angeboten eine treue Stammleserschaft zu erreichen.

Wer auf diesem Feld evtl. erste Erfolge (oder auch Misserfolge) erfährt, oder neue Ideen für eine unabhängige Finanzierung haben sollte, berichte und diskutiere bitte hier.

Source URL: https://www.wissenschaftsdebatte.de/?p=3372