by Wolfgang Goede | 14. September 2013 23:31
Auf diese Gleichung lassen sich die 60 Veranstaltungen des siebten Münchner Klimaherbstes herunterbrechen. Sie werden sich zwei Wochen lang ebenso kritisch wie konstruktiv mit der Zukunft der Mobilität auseinandersetzen. Auf dem Titel des Veranstaltungsmagazins ist ein kopfüber in die Wüste gerammtes Automobil zu sehen.Das Bild ist Programm. Pkws fressen kostbaren Raum in der Stadt, gelten als einer der Hauptverursacher des Treibhauseffekts, vernichten wertvolle Ressourcen. Für die Premiere rollen die Veranstalter, darunter die Landeshauptstadt München, Volkshochschule und Sparda Bank, einem beherzten Kritiker der Automobilität einen roten Teppich im ehrwürdigen alten Rathaussaal aus.
Professor Knoflacher von der TU Wien hat sich mit seinem Buch „Virus Auto“ den Namen eines Enfant Terrible gemacht. Zum Auftakt des Klimaherbstes wird er über sein neuestes Werk „Zurück zur Mobilität“ sprechen. Die Automobilwirtschaft und viele Kraftfahrer werden nicht amüsiert davon sein. Im Editorial des Klimaherbstmagazins fasst der streitbare Hochschullehrer seine Thesen pointiert zusammen.
* Um von der „Bewegungsprothese Auto“ loszukommen, sei mehr geistige Mobilität nötig
* Die heutige „Zwangsmobilität“ hat in eine Sackgassenfalle geführt mit „schweren Verletzungen fundamentaler Menschenrechte“
* Der große Flächenaufwand des Kraftwagens – bis zum 100-Fachen von Fußgänger, Rad und öffentlichen Verkehr – hat zur Ungleichbehandlung geführt
* Das Auto muss sich dem freien Wettbewerb stellen und darf nicht mehr Energie als nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmern zur Verfügung gestellt werden
* Das erfordert den Bau autofreier Stadtteile
* Zusammengefasst ist ZURÜCK ZUR MOBILITÄT das Ende der Unterwerfung unter das Auto, „von den vier Rädern zurück zum aufrechten Gang“, so Knoflacher
Der Moderator dieser Veranstaltung, Heiner Müller-Ermann vom Bayerischen Rundfunk, wird für eine spannende und kontroverse Debatte dieser Thesen sorgen. –>> http://www.klimaherbst.de/klm13/event/zuruck-zur-mobilitat/
Ansonsten bietet das Klimaherbstmagazin neben dem Programm viel nützliche Information, etwa:
Im Schlussbetrag und Ausblick greift Helmut Lind, Vorstandsvorsitzender der Sparda Bank München, die Forderung nach mehr geistiger Mobilität noch mal auf. Sie stehe „für das Aufbrechen alter Muster und Gewohnheiten … auch in Bezug auf die vorherrschende Wirtschaftsordnung“. Deshalb engagiert sich sein Geldunternehmen für „Gemeinwohl-Ökonomie“, ein alternatives Wirtschaften, das Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Gerechtigkeit, Kooperation in den Mittelpunkt stellt.
Die TELI ist zum wiederholten Male Kooperationspartner des Münchner Klimaherbstes. Sie lädt am 22. Oktober ein in den Münchner PresseClub zum Thema: „Mobilität im post-fossilen Zeitalter. Ein Spagat zwischen Vision und städtebaulicher Praxis“. Referenten sind Steffen Braun, Dipl.-Ing., Architekt und Koordinator des Projekts Morgenstadt, Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO Stuttgart sowie die Münchner Stadtbaurätin Professorin Dr. Elisabeth Merk.
Braun berichtet über Planungen für eine nachhaltige Stadt. Deren Quartiere erzeugen erneuerbare Energie, mit der auch E-Mobile aufgetankt werden. Mit dem gleichzeitigen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs geht der Stadtverkehr so stark zurück, dass die Straßen zurückgebaut werden können. Die Stadtbewohner erobern ihre Stadt zurück. Soweit die Vision, mit heutiger Technik durchaus gestaltbar. Die Münchner Stadtbaurätin holt die Klimaherbstbesucher auf den Boden der Realität zurück. Sie sagt, was geht, was die Pläne sind und wie viel von den Morgenstadtplänen einlösbar ist. –> http://www.klimaherbst.de/klm13/event/mobilitat-im-post-fossilen-zeitalter/Source URL: https://www.wissenschaftsdebatte.de/?p=4136
Copyright ©2024 Wissenschaftsdebatte unless otherwise noted.