Trends in der Wissenschaftskommunikation

by Gastautor/in | 3. Dezember 2009 18:34

„Wir müssen zeigen, wie Wissenschaft eigentlich geht“, sagt Prof. Wolfgang Heckl und legt damit den Finger in eine der tiefsten Wunden der deutschen Wissenschaftskommunikation. Denn während es noch halbwegs gelingt, Forschungsergebnisse und wirtschaftliche Verwertungsmöglichkeiten wissenschaftlicher Erkenntnisse zu vermitteln, wird in Medien und PR noch viel zu selten der eigentliche Prozess des „Wissenschaffens“ deutlich. Sozusagen Wissenschaft als Kulturleistung. Und gleiches gilt auch für die Mechanismen eines Innovationsprozesses, die meist völlig im Dunkeln bleiben, weil Innovation medial auf Produkt-Feautures oder Funktionsweisen verengt wird. Selbstkritisch geben dies 80 Prozent aller befragten Wissenschaftskommunikatoren in der dieser Tage vorgestellten Trendstudie (http://wk-trends.de) zu.
Es ist dieses „Science in the Making“, wie es Prof. Heckl nennt, das wir in PR und Medien nur unzureichend schaffen zu vermitteln. Immer verweisen Kommunikationsforscher darauf, dass der Schlüssel zum Verständnis moderner „Wissenschaft“ darin liege, auch deren Abläufe und Arbeitsweisen zu verstehen – zu erfahren, wie bereichernd es sein kann, jahrelang auf die Lösung eines bestimmten Problems hinzuarbeiten, auch auf die Gefahr hin, dabei zum allgemein unverstandenen Fachmann unter Fachleuten zu werden. Noch einmal Heckl: „Der Prozess ist der Weg, und der Weg ist interessanter als das Reiseziel.“ Gehen wir also besser schon mal an den Start!

Die Notwendigkeit, neue Wege in der Kommunikation zu gehen, wird immer mehr Wissenschafts-Journalisten und -PR-Kollegen bewusst, was natürlich durchaus auch Verunsicherung schafft. So haben beispielsweise durch die Bank alle herkömmlichen Wissenschaftstitel zuletzt massiv an verkaufter Auflage eingebüßt – meist zwischen 20 und 40 Prozent in den letzten zehn Jahren, „Tomorrow“ in diesem Zeitraum sogar „finale“ 83 Prozent. Da hat sich das Flaggschiff „Bild der Wissenschaft“ mit einem Minus von „nur“ zehn Prozent geradezu bravourös geschlagen. Auf der anderen Seite kommt ein Blogportal wie scienceblogs.de inzwischen auf 300.000 Leser – das ist mehr als Bild der Wissenschaft, Spektrum der Wissenschaft und Technology Review zusammengenommen in verkaufter Printauflage. Was also geschieht hier?

Die Veränderungen gehen weit über die Frage hinaus, ob nun durch „Social Media“ eine Reduzierung der Wissenschaft auf 140 Zeichen drohe oder nicht. Was sich vielmehr abzeichnet – gerade auch durch die neuen interaktiven Medien und Formate – ist der von vielen seit langem geforderte, vertrauensbildende Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Und auch hier ist für viele Umdenken gefragt. Zuhören nämlich. Antworten geben. Noch dazu auf Augenhöhe! Die Chance liegt darin, neben einem „Public Understanding of Science“ auch zu einem „Scientist’s understanding of the Public“ zu finden.

HINTERGRUND:
Mit insgesamt 326 Teilnehmern ist soeben die Branchenumfrage im Rahmen der 1. Trendstudie zur Wissenschaftskommunikation in Deutschland (http://wk-trends.de) zu Ende gegangen. Wichtige Problemstellungen wurden identifiziert und zukünftige Trends aufgezeigt.
Jetzt soll im nächsten Schritt die (noch laufende) Delphi-Studie (75 renommierte Experten) Antworten darauf geben, wo die Ursachen und Lösungsansätze für die beschriebenen Probleme in der Wissenschaftskommunikation liegen und wie sich die skizzierten Trends aktiv gestalten lassen.

Die Folien zur ersten Ergebnis-Präsentation (Forum Wissenschaftskommunikation, WiD in Berlin) mit einer ganzen Reihe zusätzlicher Daten sind jetzt online (Slideshare) >> http://www.slideshare.net/AlexanderGerber/gerber-wk-trends-2009-umfrage

Source URL: https://www.wissenschaftsdebatte.de/?p=461