Wie hoch ist der IQ von Beton?
Vielleicht bald höher als unserer!

by Wolfgang Goede | 18. April 2009 19:47

Eisen, Beton, Glas, Keramik – das sind für viele von uns nicht so die richtig spritzigen Themen, mit denen wir glauben, ein Publikum entzünden zu können. Denkt man, doch das ist falsch!

Richtig ist das Gegenteil:

Das sind die „Shooting Stars“ der Zukunft, mit denen Journalisten richtig punkten können. Wenn die Materialforscher ihre Stoffe ein wenig anders anmischen und ein paar Fremdstoffe durchschießen, das Ganze um ein wenig Nanotechnologie und Mikroelektronik erweitern, dann werden aus den „tumben“ Werkstoffen smarte Hightech-Stoffe mit beträchtlichem Intelligenzquotienten, mit dem sich bald vielleicht nicht einmal der Mensch mehr messen kann – Beispiele:

Eine Porzellantasse besteht im Wesentlichen aus Silizium und Sauerstoff – wenig aufregend – , aber wenn man in diese Masse ein paar Exoten wie Ytterbium hineinschmuggelt, entsteht daraus ein Supraleiter, der Strom fast widerstandslos leitet. Die Plastiktüte aus Polyethylen ist auch nicht besonders sexy, aber wenn die Kohlenstoffketten mit Metallen geimpft werden, entstehen daraus Funketiketten, RFID-Chips. Glas mit einer Schicht aus nanokleinen Partikeln wird zum Wächter, der verdächtige Bewegungen meldet. Selbst der geschmähte Beton kriegt Hightech-Appeal: Er kann sich durch Einbau von Sensoren und Kunststoffen selber sanieren!

Doch wieviel Vertrauen haben wir in zukünftige Jets, die fast nur noch aus Carbonfasern bestehen? Das ist ein spannendes Recherchethema, nicht viel weniger als intelligente Autokarosserien, die sich selber „entbeulen“, wenn das Einparken mal nicht so geklappt hat. Aber brauchen sie wirklich, reine Spielerei oder eine Zukunftswirtschaft?

Seit der Industrialisierung hat Deutschland gut von den Werkstoffen gelebt, sie waren ein mächtiger Entwicklungsmotor. Stahl aus dem Ruhrpott war in der ganzen Welt begehrt, und die legendären Solinger Messer sind bis heute immer noch schärfer und langlebiger als alle anderen Schneidewerkzeuge auf dem Weltmarkt. Doch seit einiger Zeit schwächelt die gesamte Werkstoffherstellungsbranche in Deutschland. Keiner scheint an dieser Schatzkammer mehr interessiert zu sein, besonders bei den Hochschulen, FHs und TUs. Studenten winken müde ab, sie fühlen sich von Trendigerem angezogen, ein Markt mit dem Volumen von einer Billion Euro bröckelt.

Das kann sich dieses Land nicht leisten, das kann keiner hinnehmen, besonders in Krisenzeiten wie diesen, deshalb macht die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften acatech mobil gegen den Missstand mit einer Öffentlichkeitskampagne und einem Angebot für Journalisten, wie sie die scheinbar tote Materie zu Leben erwecken können:

Spröde Werkstoffe sind sexy!

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