by Wolfgang Goede | 8. März 2025 16:26
Loopings von Flugzeugen am Himmel sind ergreifende Kunstwerke. Wer den Looping in der Kabine, in einem Super-Loop auf Jahrmärkten oder in einer Schiffsschaukel unmittelbar erleben darf, spürt: die Beklemmung und die Befreiung, den Thrill und die Hormonkaskade, die am Körper zerrenden Kräfte der Schwerkraft, Leere und Ungewissheit; insgesamt ein physisch-emotional unverwechselbares Ereignis, das allein durch den Kopfstand die Perspektive auf die Welt verändert hat.
Humaner und kosmischer Anker
Loopings und Überschläge sind ein Grundzustand des Menschseins. Individuell beginnend bei Geburt und Tod sowie den großen Zäsuren auf den Lebenswegen, im größeren zivilisatorischen Kontext die markanten kulturellen, wissenschaftlichen, politischen Wendungen in der Historie der Menschheit.
Mehr: Die Erde kreist in Loopings um ihr Zentralgestirn, die Sonne, der Mond um den Planeten Erde, das Sonnensystem mit ihren acht Planeten um unsere Sonne, das Sonnensystem um die Milchstraße, die Milchstraße mit unzähligen weiteren Galaxien ums Zentrum des Universums. Loopings sind die Grundbefindlichkeit unserer kosmischen Existenz.
Rolle der Zivilgesellschaft
Derzeit stecken wir in einer der großen globalen Zeitenwenden, einem kopernikanischen Looping: Das Reifen Europas als ein transatlantisch unabhängiges sozio-politisches Wesen im schroffen Wechselspiel der Kräfte zwischen Ost und West, Nord und Süd, des Klimas und vielen anderen Imponderabilien.
What goes around comes around. Individuelle Lebensläufe wie auch die Menschheitsgeschichte an sich bewegen sich wie in einem Loop oder auch auf einer Drehscheibe. Der unten verlinkte Research-Essay geht diesem quasi naturgesetzlichen Wechselspiel in Theorie und Best Practice im Kontext der Zivilgesellschaft und ihrem Change-Making Potenzial nach. Zwei Gedanken sind dafür leitend.
Melting Pot Loops
Beginnend mit der antik-griechischen Kultur speiste sich die Zivilisation und deren Fortschritte stets von einem großen Pool der Kulturen, der in der Wiege des Abendlands weit nach Afrika und Asien ausfächerte. Das gilt auch für die anderen Kulturen in der 10.000 Jahre alten Zivilisationsgeschichte. Nicht nur Rom, Istanbul, New York, mittlerweile auch Berlin und andere Naben der Welt waren und sind klassische Melting Pots: Kulturwerte werden ständig verschmolzen zu neuen Legierungen.
Wissenschaft spielt darin eine zentrale Rolle. Ohne indisch-arabische Zahlen, chinesisches Papier, aztekische Botanische Gärten, Mitbestimmungsmodelle nordamerikanischer Indigener, jüdischer Relativitätstheorie und muslimischer Himmelskunde, Kobalt und Diamanten, Platin und Uran aus Afrika, Silicon Valley KI gäbe es nicht die heutige Weltkultur; weder Meere noch Berge, Mauern noch Menschenarmeen stoppen die ständig wiederkehrenden Loopings, und das ist gut so, gleichwohl sie für die Weltgesellschaften wie ihre Bürgerinnen und Bürger eine lebenslange Herausforderung bleiben.
Auftrag des Wissenschaftsjournalismus
Alle Formen des Journalismus und Wissenschaftsjournalismus besetzen hierin eine Schlüsselrolle. Womit auch die TELI, über deren Webseite die Wissenschaftsdebatte läuft, ins Spiel kommt. Die TELI ist die weltälteste Organisation im Wissenschaftsjournalismus, gegründet in einem Loop, den Berliner Roaring 20’s, in denen technisch wie auch demokratiepolitisch alles möglich schien und die Welt sich zwischen den Weltkriegen neu erfand.
Seither hat die TELI etliche weitere Loopings vollzogen, darunter: den Neustart 1949, die Wiedervereinigung 1989/90, die Aufarbeitung der NS-Zeit in den 2000ern, den Roll-out der Forschung in den 2010ern aus den Elfenbeintürmen auf den Marktplatz öffentlichen Debattierens ihrer Forschungsergebnisse, was traditionell nur akademischen „Peers“ gestattet war, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Next Exit: TELI 100
Jetzt nähert sich die TELI, europaweit und global eingebunden in EUSJA und World Federation of Science Journalists WFSJ, die sie in weiteren Loopings der Internationalisierung und Globalisierung seinerzeit mit ins Leben gerufen hatte, ihrem 100-jährigem Jubiläum. Womit gesagt ist: Die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus in den derzeitigen Umbrüchen ist ein weiterer aktueller Looping, der nach Gestaltung verlangt.
Research-Essay mit dezidiert zivilgesellschaftlichem Fokus:
Das Looping-Modell für die Zivilgesellschaft >>
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