Highnoon für ein Wissenschaftsduell

Die K-Frage ist eine W-Frage! So lässt sich ein Beitrag im neuen ZEIT WISSEN 04-09 zusammenfassen, in dem die Redaktion ins gleiche Horn stößt wie die TELI mit ihrer Wissenschaftsdebatte, gelauncht im Mai bei ihrem 80. Geburtstag. Die Wissenschaft muss viel mehr in die Politik einfließen – welchen Kanzler diese Wissensrepublik verdient, das sollten die Kandidaten bei einem Wissenschaftsduell unter Beweis stellen! Dass die Forschungsausgaben seit Jahren bei 2,5 Prozent stagnieren, anstatt beherzt die von der EU verlangten drei Prozent anzugehen – warum das? Die skandinavischen Länder haben schon längst begriffen, dass wirtschaftliches Wachstum und Innovationsfähigkeit letztlich davon abhängen, wieviel Geld der Staat für die Forschung aufwendet. So steuert das agile Finnland bereits die vier Prozent an und schlägt Deutschland als „Land der Ideen“ um Längen. Forschung schafft Arbeitsplätze und Zukunft, wie auch eine Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) belegt. Wir brauchen in Deutschland eine große Debatte darüber, wie die Politik mit unserem Kapital, der Forschung umgeht, und zwar jetzt, zu diesen Wahlen. Je mehr Wissenschafts- und Technikjournalisten dies initiieren, je mehr Medien dies zu ihrem Thema machen, desto eher werden wir dieses Ziel erreichen. Je vielfältiger und kreativer die verschiedenen Ansätze, desto farbenprächtiger wird das DEBATTEN-SPEKTRUM in der Öffentlichkeit aufleuchten. Die TELI hat sich deshalb frühzeitig für einen anderen Weg entschieden. Wir befragen die Forscher nach ihren Vorstellungen, was denn die Politiker für die Forschung genau machen sollten, und möchten darauf Antworten von den Kandidaten haben. Machen Sie mit bei der WISSENSCHAFTSDEBATTE 2009 / SCIENCE DEBATE GERMANY 2009 – hier der Link zu den Fragen!

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6 Gedanken zu “Highnoon für ein Wissenschaftsduell

  1. @Technikerin
    So aergerlich sich auch das Ganze anhoert, tippe ich doch eher auf ein Missverstaendnis.
    Die Foerderstruktur ist nicht ganz einfach zu ueberblicken.
    Ich habe das hier mal zusammen gestellt:
    http://www.foerderstruktur.de/foerderstruktur.html
    Ihr Beispiel bezieht sich auf eine klassische Projektfoerderung der Forschungsfoerderung. Ein Erklaerungsversuch ist auf dieser Seite:
    http://www.foerderstruktur.de/forschungsfoerderung.html

    So, wie lief das Ganze nun hoechstwahrscheinlich ab?
    Es gab ein Foerderprogramm oder eine Foerderbekanntmachung, in die das Projekt thematisch passte.
    Beworben um die Foerdermittel hat sich ein Konsortium aus Industrieunternehmen und Forschungseinrichtungen, was fast immer eine Grundbedingung ist. Mit der Foerdermittelbewerbung muss seit etwa 1997 ein Verwertungsplan eingereicht werden. Im Verwertungsplan ist unter anderem die geplante wirtschaftliche Verwertung der Forschungsergebnisse verbindlich anzugeben.
    Ja, und hier setzt vermutlich Ihr Missverstaendnis ein.
    Ueber die Forschungsergebnisse verfuegen nur die Projektpartner. Hier in diesem Fall vermutlich hauptsaechlich der Beteiligte Industrieroboterhersteller. Ziel des ganzen Vorhabens warja hauptsaechlich, die Wirtschaftskraft und internationale Wettbewerbsfaehigkeit des Insustrieroboterherstellers zu staerken, indem er neue, bessere Roboter herstellen kann. Er kann nicht gezwungen werden, nun auch noch weitere Roboter fuer eine neue Kundengruppe, wie die von Ihnen aufgefuehrten KMU, in seine Produktgruppe mit aufzunehmen und herzustellen.
    Es koennte sich aber ein weiterer Roboterhersteller fuer das Patent interessieren und Lizenzen erwerben zur Herstellung eines kleineren Roboters fuer daran interessierte KMU.
    Uebrigens, im Foerderkatalog
    http://foerderportal.bund.de/foekat/jsp/SucheAction.do?actionMode=searchmask
    kann man sehr gut nach allen gefoerdeten Projekten recherchieren. Die entsprechenden Forschungsabschlussberichte kann man in der Technischen Informationsbibliothek Hannover einsehen.

    IP

  2. Vielen Dank, liebe Kollegin, für dieses plastische Beispiel. Es zeigt: Eine reine Wissenschaft und Forschung gibt es nicht, wie uns immer wieder weisgemacht werden soll. Sie steht immer im Schatten von Politik und Wirtschaft. Deshalb muss das bei diesen Wahlen und in der folgenden Legislaturperiode endlich mal angesprochen und transparent gemacht werden.

  3. Nachtrag: Natürlich geht es auch um Marktmacht. Diese Roboter sollten vorwiegend in Zuliefererbetrieben der Automobilindustrie eingesetzt werden. Diese wird jedoch von den Automobilherstellern fast völlig kontrolliert. Nicht auszudenken, wenn diese kmU durch eine bessere / schnellere Produktion auf einmal mehr Marktmacht bekämen. Das könnte ja die Kontrolle durch die Autohersteller beeinträchtigen. Was das mit den Roboterherstellern zu tun hat? Die Autohersteller sind die besten Kunden der größten Roboterhersteller, und genau die waren an diesem Projekt beteiligt. (Man verärgert schließlich keine Kundschaft – schon gar nicht, wenn man momentan in Kurzarbeit ist).

  4. Alex Gerber schrieb: „Und natürlich die Frage, warum Deutschland als “Patentweltmeister” noch immer solche Probleme damit hat, die Ideen im eigenen Land zu kommerzialisieren.“

    Vielleicht liegt das an bestimmten Unternehmen, die zwar mit den Forschungseinrichtungen zusammen arbeiten, sich später jedoch weigern, die Erkenntnisse in die Produkte zu bringen?

    Ein Beispiel: Es gibt jetzt Roboter für kmU. Diese Roboter können direkt mit dem Werker zusammen arbeiten. Der Roboter muss nicht mehr hinter ein Schutzgitter, er kann verbale und taktile Befehle und Befehle über Bildschirm empfangen. Der Roboter kostet 1/3 von dem, was ein Industrieroboter kostet. Die größten Roboterhersteller und ein Fraunhofer haben ihn entwickelt. Und was ist? Die Ergebnisse sind so phänomenal, dass sich die Hersteller weigern, diese Roboter für kmU zu produzieren, eben weil sie viel billiger wären. Die Erkenntnisse aus diesem Projekt, fließen nun in die Industrieroboter, weil die mehr Geld bringen. Gefördert / bezahlt wurde das Projekt jedoch vom BMBF. Und das Fraunhofer hat den größten Teil der Entwicklung übernommen.
    Offenbar gibt es kein Gesetz das Unternehmen, die von Steuergeldern auf diese Weise profitieren, verpflichtet werden können, später die Ergebnisse auch dorthin zu transportieren, wohin sie ursprünglich sollten.
    Was ist das für ein Mißbrauch von Steuergeldern? Was sind das für lückenhafte Verträge, die dort geschlossen werden, wenn sie nicht solche Punkte beinhalten?
    Hier handelt es sich mal wieder um nichts anderes, als um eine versteckte Subvention von Großunternehmen.

    Das Faszinierendste daran ist jedoch: Keine Publikation traute sich bisher, meinen Artikel über diese Schweinerei zu veröffentlichen – Kritik nicht erwünscht?!

  5. …wobei sich die „stagnierenden 2,5%“ ja sogar auf Staat+Wirtschaft beziehen!

    De facto ist der Finanzierungsanteil des Staates an industrieller F+E sogar von 16,9 % (1981) auf 4,5 % (2006) eingebrochen. Seit kurzem geht es wieder leicht aufwärts.

    Konkret wirft die aktuelle Forschungsförderung eine ganze Reihe von Fragen auf, die weit über das reine Volumen der staatlichen Programme hinausgehen. Etwa ob es eine steuerliche Förderung industrieller F+E in Ergänzung zur Projektförderung geben soll, wie in fast allen anderen „Erste Welt“-Ländern auch. Und natürlich die Frage, warum Deutschland als „Patentweltmeister“ noch immer solche Probleme damit hat, die Ideen im eigenen Land zu kommerzialisieren. Allein der Hebel „mit mehr Geld mehr Wissen“ zu erzeugen, ist es sicherlich nicht, sondern auch „effektiver aus diesem Wissen wieder mehr Geld zu machen“ — sprich heimische Wertschöpfung ist die vielleicht noch größere Herausforderung.

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