Bundesforschungsministerin Annette Schavan hat ein eigenes deutsches Mondprogramm gefordert. Ob das nötig ist, darüber werden sich die Geister bestimmt scheiden, auch angesichts des Geldmangels in den öffentlichen Kassen. Aber es ist zukunftsweisend, dass solche heiklen Fragen einmal angesprochen und auf den Meinungsmarkt getragen werden. Ermutigend ist auch, dass die Hochschulrektorenkonferenz zwölf Fragen an die Parteien vor den Wahlen gestellt hat, darunter die „hohe soziale Selektivität des deutschen Bildungswesens im internationalen Vergleich“, sprich: Kinder aus wohlhabenderen Familien haben die besseren Bildungs- und Berufschancen — wie demokratisch ist das? Die TELI geht bei der Debatte einen anderen Weg: Wir sprechen Forscher direkt an und werden ihre Fragen den Parteien zur Stellungnahme zuleiten. Unter anderem wollen wir wissen, wie sich die Dialog zwischen Forschern, Bürgern und Politik verbessern lässt. Inspiriert wurden wir dazu durch das Zentrum Neue Technologien im Deutschen Museum in München, das in diesem Herbst seine Türen öffnet und das eine Drehscheibe der öffentlichen Kommunikation über Nanotechnologie sein will. Natürlich fragt die TELI Chancen und Risiken von Nano ab – hier die TELI-Fragen für die Debatte!
Ohne professionellen Journalismus keine Demokratie, ohne kritische Kollegen keine öffentliche Kontrolle von Legislative, Judikative und Exekutive. Ohne kritischen Journalismus verkommt nicht nur die Öffentlichkeitsarbeit von Industrie und Handel zur reinen Propaganda, sondern auch die des Gesetzgebers. Wer die Inhalte der Medien zu besetzen weiß, beherrscht das Wahlverhalten des Souveräns.
Die Wissenschaft bedarf ebenfalls eines kritischen und kompetenten Journalismus, damit die Ergebnisse von Forschung und Lehre die Öffentlichkeit nicht erst in Form von Produkten erreicht, seien es Waren, Dienstleistungen oder Kriege.
Die Wissenschaftsdebatte der TELI als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Industrie ist daher gar nicht hoch genug einzuschätzen, gibt sie doch den Wissens-Schaffenden Gelegenheit, sich direkt zu erklären, sei es zu gesellschaftsrelevanten Fragen wie der Bildungsgerechtigkeit oder zu kostspieligen Themen wie dem Mondprogramm, und zwar unabhängig vom jeweiligen Dienstherren oder Arbeitgeber. Die Wissenschaftdebatte der TELI ist aber auch deshalb so begrüßenswert, weil sie die Vielfalt wissenschaftlicher Fragestellungen zu bündeln versteht und damit Druck auf die Entscheider in diesem Staat aufbauen kann.
Arno Kral, Chefredakteur