Nicht nur im Kanzlerduell: Wissenschaft kein Thema in Partei-Wortwolken

Bis gestern (2009-09-14) bot die Mediathek des ZDF eine interessante Variante für die Schnellanalyse von Partei- und Wahlprogrammen, aber auch für wichtige Bundestagsdebatten und für das TV-Kanzlerduell an: Den WortWahl-Scanner. Leider war die Seite heute (2009-09-15) nicht mehr erreichbar. Aber die Hauptergebnisse hatte ich gestern noch aufschreiben können.

Der WortWahl-Scanner stellte für die fünf wichtigsten Parteien die am häufigsten gebrauchten Wörter in einer sogenannten Wortwolke zusammen. In einer Wortwolke erscheinen die benutzten Wörter in einer Buchstabengröße, die im Verhältnis zu ihrer Häufigkeit steht. Je häufiger ein Wort benutzt wurde, desto größer erscheint es in der Wortwolke. Die am häufigsten benutzten Wörter in den analysierten Texten wurden außerdem noch in ihren Zusammenhängen gezeigt.

Jeweils einzelne Wortwolken ließ das ZDF erstellen aus:

  • Wahlprogrammen
  • Parteiprogrammen
  • den wichtigsten Bundestagsdebatten der letzten zwei Jahre
  • dem Kanzlerduell

Bemerkenswert ist, dass in keinem einzigen der Wahlprogramme die Wörter „Wissenschaft“ oder „Technik“ unter den ersten zehn Themen auftauchen.

Das Wort „Bildung“ — im Wahlprogramm von FDP und Grünen immerhin mittelgroß dargestellt — kommt im Wahlprogramm der CDU nicht unter den ersten zehn am häufigsten gebrauchten Begriffen überhaupt nicht vor.

„Förderung“ war wiederum ein Wort, das ausschließlich im CDU-Wahlprogramm unter den ersten zehn häufigsten Begriffen auftauchte. Schaute man sich aber den Zusammenhang an, in dem „Förderung“ benutzt wurde, so waren „Innovationsförderung“ und „Forschungsförderung“ gerade einmal zwei von vielleicht 20 bis 30 verschiedenen Umfeldbegriffen, wie beispielsweise auch Arbeitsförderung, Frühförderung oder Familienförderung.

Auch in den Parteiprogrammen spielen „Wissenschaft“ und „Technik“ keine besondere Rolle. „Bildung“ halten zwar alle Parteien, außer der CSU für wichtig, aber die Wortgröße bliebt minimal. Nur bei der Linken fällt das Wort „Bildung“ ziemlich groß ins Auge, fast so groß wie das besonders wichtige Thema „Wirtschaft“.

In der wichtigen Bundestagsdebatte zur Situation in Deutschland am 8. September 2009 spielen bei den Hauptrednern der fünf Parteien „Wissenschaft“ und „Technik“ ebenfalls keine Rolle. Nicht einmal das Wort „Innovation“ erscheint unter den ersten zehn Begriffen. Über „Bildung“ haben nur die Redner der SPD und der FDP so viel geredet, dass sie in die Wolke der wichtigsten Wörter aufrückte.

Eigentlich war der WortWahl-Scanner des ZDF eine durchaus lehrreiche, auch erhellende Spielerei hinter der eine ernsthafte wissenschaftliche Analyse stand. Wäre schön, wenn es nur ein technischer Fehler wäre, der die Seite sperrt. Aber auch so ein Fehler zeigt, dass es nicht reicht, innovative Ideen zu haben, man muss sie auch so umsetzen können, dass sie funktionieren.

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