Karen Hopkins ist freie Journalistin aus den USA, Knight Fellowship 1999. Sie schreibt für The Scientist und andere. Für die Reise hat sie sich um ein Stipendium bei der amerikanischen National Association of Science Writers beworben – auch für amerikanische Freie ist das Reisen ansonsten kompliziert und wird von den Redaktionen nur selten erstattet. Ihr Tick: Sie lässt die Nobelpreisträger auf ihrem Stoffhund unterschreiben. Auch eine Möglichkeit, in Erinnerung zu bleiben.
Bob Frederick ist der einzige Multimediajournalist und Associate Online Editor beim US-Wissenschaftsmagazin Science. Er macht Podcasts für die Multimedia-Seiten des Magazins. Auch er kam in den Genuss des NASW-Reisestipendiums. Er hat erst in Lindau erfahren, dass die Stiftung hier für seine Reisekosten aufkommt und NASW nur die geeignetsten Kollegen ausgesucht hat. Für ihn bedeutet das einen Interessenskonflikt – er kann nicht über das Treffen berichten, da dessen Veranstalter die Reise bezahlt hat.
David Fisher vom australischen ABC Radio hatte ganz andere Probleme. Über Robyn Williams, seinen Chef bei der ScienceShow kam er an die Einladung aus Lindau. Er wollte den Trip verbinden und auf dem Rückweg in London aussteigen, um in Cambridge vom Darwin Festival zu berichten – ohne Mehrkosten – und erlebte einen „widerlichen Albtraum“: Über Wochen zogen sich die Auseinandersetzungen mit der Verwaltung des Senders hin; erst sollte ein Reiseverbot zur Kosteneinsparung hier ebenfalls durchgesetzt werden, dann das Verbot, private mit dienstlichen Reisen zu kombinieren. Erst als herauskam, dass er ohnehin schon zwei für den Angestellten eigentlich freie Wochenenden opfert, durfte er den entsprechenden Freizeitausgleich anhängen (um für den Sender zu berichten). Sein Bericht über die 59. Lindauer Nobelpreisträgertagung kommt im August in der ScienceShow.
Interessenskonflikte? Befindet sich nicht praktisch jeder festangestellte Journalist in einem Interessenskonflikt, weil er eh nicht schreiben darf, was er möchte? Man denke nur an die Rundschreiben jeden Morgen in den Redaktionen: „Über Thema X schreiben wir die nächsten 2 Wochen nicht“, „Nehmt mal Thema Y stärker in eure Recherche rein“, „Der Herausgeber möchte nicht, dass über das Thema / diese Person geschrieben wird“, „Wir schreiben nicht Atomkraft sondern Kernenergie, nicht Giftmüll sondern Sonderabfall“. Die Liste lässt sich doch beliebig fortsetzen.
Stellt sich dann noch die Frage, ob ein Journalist wegen Befangenheit über eine bestimmte Veranstaltung nicht schreiben darf, oder ist das nicht eher Selbstbetrug (der Angestellten)?
Und was ist mit den Wissenschaftseinrichtungen? Sie sind zwischenzeitlich dermaßen mit der Wirtschaft verquickt, dass eine seriöse Recherche / Berichterstattung genauso extrem beeinträchtigt wird.