Die Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten in London zeichnete vom Journalismus und seiner Zukunft ein düsteres Bild. Griffig brachte dies der Guardian-Journalist Nick Davies auf den Punkt. In seinem Buch Flat Earth News prägte er einen neuen Begriff: Churnalism – Fließbandjournalismus. Journalisten haben keine Zeit mehr, ihrer wichtigsten Arbeit nachzugehen, nämlich die Fakten zu checken, sondern sie bearbeiten nur noch Pressemitteilungen. „Wir müssen Geld einbringen und rentabel sein, deshalb sitzen wir nur noch am Rechner und schreiben ab“, erklärte der Buchautor auf der Konferenz vor einem großen interessierten Publikum. „Wir veröffentlichen dreimal mehr Berichte in nur noch ein Drittel der Zeit“, fügte er hinzu und erklärte unter dem Beifall seiner Zuhörer: „Die Konzerne haben uns übernommen, sie stehlen uns die Zeit.“ Das unterfütterte Davies mit weiteren Zahlen. In den britischen Zeitungen wird nur noch zwölf Prozent der Zeit auf das Prüfen der Fakten verwandt. Die Hälfte der gedruckten Artikel basieren auf PR und 30 Prozent kommen von den Agenturen. „Das passiert, wenn wir den Konzernen gestatten, unsere Stories zu schreiben“, stellte der Journalist lakonisch fest. In seinem Fazit diagnostizierte Nick Davies ein Informationschaos: „Obwohl wir heute rund um die Uhr TV-Nachrichten empfangen, versteht keiner mehr, was auf der Welt passiert.“
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