Ein Politiker, der sich an der Wissenschaftsdebatte engagiert beteiligt hat, ist der Bundestagsabgeordnete Dr. Axel Berg aus dem Wahlkreis München-Nord. Er ist der stellvertretende Vorsitzende im Aussschuss für Wirtschaft und Technologie. „Forschung und Bildung sind überlebensnotwendig für unsere Zukunft“, sagt Berg. Er will die Forscher bei der Beantragung von Geldern entlasten. Dazu will er eine „übergreifend koordinierende Forschungsstelle“ schaffen mit einem einzigen Ansprechpartner für alle Forschungsvorhaben, bei dem alle Informationen über Finanzierung und Wissensmanagement zusammenlaufen.
SPD-BERG: NEUGIER MACHT KINDER ZU NATÜRLICHEN FORSCHERN
„Die Neugier der Kinder in Kindergärten und Schulen macht sie zu natürlichen Forschern“ – das will der SPD-Mann fördern, etwa durch ein Probestudium bereits in der Schule, Ausweitung der Junior- und Gastprofessur, stärkere Öffnung der Unis für Quereinsteiger und erfahrene Praktiker. Gute Forschungsansätze kämen von überall her, deshalb „muss die staatlich geförderte Forschung ein demokratischer Bottom-up-Ansatz“ leiten. Dafür sei ein öffentlicher und kostenfreier Zugang zur Forschungsliteratur nötig; Open Access, Open Source und eScience müssten weiter ausgebaut werden, „Bürger in den Wissenschaftsbetrieb durch Teilnahme an Seminaren und Studien integriert“ werden, gleichzeitig muss die Selbstorganisation der Forschungsinstitute gestärkt werden, Forscher sollten zu mehr „Transparenz und allgemeinverständlichen Erklärung“ angehalten werden.
„ZUR GLOBALEN KLUGHEIT DURCH EINE POST-MODERNE AUFKLÄRUNG“
Das alles gehört zur Wissenschaftsstrategie des Technologie-Experten im Bundestag. Sein Reformpaket läuft auf eine „zweite post-moderne Aufklärung“ hinaus. Jeder Einzelne müsse den Wandel mit herbeiführen, der sich nicht allein durch Gesetze von oben erzwingen lasse. Nur so könne der Mensch den Weg zu einer „globalen Klugheit“ beschreiten, kraft derer er überleben werde.
DEUTSCHLAND LEITMARKT DER E-MOBILITÄT
Die Menschheit steht an einer historischen Weggabelung, glaubt Berg, mit einer einmaligen historischen Chance. Atomenergie sei von gestern, den Erneuerbaren gehöre die Zukunft. „Sie sind das derzeit zukunftsträchtigste Feld im gesamten Wirtschaftsspektrum.“ Die Abwrackprämie war weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll, statt dessen muss „Deutschland der Leitmarkt der Elektromobilität werden“, wenn es seine Führungsrolle im Automobilbau behaupten wolle. Neben Null-Emissions-Autos müssten auch verstärkt Null-Emissions-Häuser gebaut werden.
DURCH GEN-TECHNIK SCHLECHTE KARTEN IM KAMPF GEGEN KLIMAWANDEL
Berg nimmt Stellung zu den aktuellen forschungspolitischen Kontroversen, darunter Gentechnik, Stammzellenforschung, Nanotechnologie. „Die Büchse der Pandora darf nicht geöffnet werden!“, fordert Berg. Sämliche Abstriche beim Schutz des gentechnikfreien Anbaus lehnt er entschieden ab, um den Verbraucher vor gentechnisch veränderten Lebensmitteln zu schützen. Gentechnik könne den Hunger auf der Welt nicht bekämpfen, sondern führe zu verheerenden Monokulturen. Das beeinträchtige die Biodiversität, etwa die von Reispflanzen. „Von 100 000 Reissorten sind bereits jetzt 99 990 vom Aussterben bedroht“, erklärt Berg. Um aber dem Klimawandel zu begegnen, brauche man möglichst viele Pflanzenarten mit unterschiedlichsten Qualitäten. Der Politiker ist ein strikter Gegner aller Freilandversuche mit gentechnischen veränderten Pflanzen. Die Rote und Weiße Gentechnik (in Medizin und Chemie) dagegen befürwortet Berg, weil sie im geschützten Raum eines Labors stattfindet.
NANO-TECH KANN NICHT ALS UNGEFÄHRLICH EINGESTUFT WERDEN
Er spricht sich aus gegen den Import embryonaler Stammzellen, obwohl sie eventuell Ersatzzellen für Menschen mit Demenz- oder Herzkrankheiten liefern könnten. Adulte Stammzellen aus Knochenmark und Fett hält er dagegen für ethisch unbedenklich. Last but not least: „Die Nanotechnologie hält nicht, was sie verspricht, und kann nicht als ungefährlich eingestuft werden“, schreibt Berg im TELI-Fragebogen und verweist auf Studien, denen zufolge sich Nanopartikel über die Nahrungskette im Körper anreicherten und dort Krebs verursachten. Das Eindringen will er durch gesetzliche und arbeitsschutzregulierende Maßnahmen verhindern.
CSU-SINGHAMMER: KERNENERGIE IST EINE ÜBERGANGSENERGIE – ERDWÄRME HAT ZUKUNFT
Johannes Singhammer ist der Bundestagsabgeordnete der CSU in dem gleichen Wahlkreis. Dezidiert äußerte er sich zu Fragen der Forschung und Technologie auf einer Wahlverstaltung im Olympiadorf. Er wies darauf hin, dass er Kuratoriumsmitglied der Max-Planck-Stiftung sei und als solches für den Abbau bürokratischer Hindernisse bei der Mittelvergabe eintrete. Deutschland habe weiterhin eine Spitzenposition in der Forschung, was nicht zuletzt auf die Erhöhung des Forschungsetats zurückzuführen sei. Dennoch gelte es, die Position weiter auszubauen. Aber: Deutschland sei auch das Land der Tüftler und Ingenieure, und davon brauchte das Land wieder mehr. Junge Menschen müssten mehr für diese Berufe begeistert werden. Singhammer ist für einen Energiemix: Kernenergie sei eine Übergangsenergie, München eigne sich gut für Erdwärme.
JETZT IN DER KRISE VERSTÄRKT IN AUSBILDUNG UND FORSCHUNG INVESTIEREN!
Gerade in der momentanen Krise ist es wichtig, so Singhammer ergänzend im Fragebogen, verstärkt in Ausbildung und Forschung zu investieren, um Deutschland wettbewerbsfähig zu halten. Er tritt ein für eine klare Kennzeichnung von Lebensmitteln mit genveränderten Bestandteilen. Forschung dürfe nicht nur im Labor neue Erkenntnisse sammeln, sondern müsse diese in die Öffentlichkeit tragen und sich um angemessene Aufklärung und Akzeptanz bemühen.