Debattieren gegen den wissenschaftlichen Analphabetismus

US-Science-Debate-Mitbegründer Shawn Otto hatte einen großen Auftritt. Er eröffnete die prestigereiche Nobelkonferenz, eine Herbsttagung wichtiger US-Forscher, mit einer Key Note Präsentation. Eine gut informierte Bürgerschaft sei die Voraussetzung für ein demokratisches Gemeinwesen, zitierte Otto Thomas Jefferson, Autor der Unabhängigkeitserklärung, wichtigster Gründervater und dritter Präsident der Vereinigten Staaten. Gegen diese Maxime rechnete der Redner die Sündenfälle des US-Bildungssystems auf.

ELLIPSE DER ERDE UM DIE SONNE?

53 Prozent seiner Landsleute glauben, dass die Erde eine Ellipse um die Sonne beschreibe. Wärme und Kälte seien eine Frage des Abstands des Planeten von seinem Zentralgestirn. Selbst Studenten der Kaderschmiede Harvard äußerten diese Auffassung. 60 Prozent der US-Amerikaner sogar glaubten, dass Gott vor 10 000 Jahren den Menschen geschaffen hätte. Akzeptiert unter Wissenschaftlern sei die Evolutionslehre, nach der sich die Schöpfung aus einfachen Zellstrukturen entwickelt hat. Wissenschaft und Religion seien kein Konflikt, hob Otto hervor. Der große Astrophysiker Edwin Hubble war sehr religiös.

STUDIEN AN FRUCHTFLIEGEN – EIN WITZ?

Problematisch aber sei, dass nur vier Prozent der Abgeordneten im US-Senat einen wissenschaftlichen Hintergrund haben. Otto erinnerte auch an Sarah Palin, die der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain bei den Wahlen 2008 für das Amt des Vizepräsidenten erkoren hatte. Neben vielen Fehltritten hatte die Gouvereurin von Alaska auch über die Forschung an Fruchtfliegen gewitzelt und sie als unnötig abgetan. Diese sei aber ungemein nützlich gewesen für die rechtzeitige Entdeckung von Geburtsfehlern und mit zwei Nobelpreisen honoriert worden, korrigierte Otto.

MIT OBAMA GEGEN WISSENSCHAFTLICHEN BLÖDSINN!

Sein Appell: gemeinsam und in aller Welt gegen den wissenschaftlichen Analphabetismus in Politik und Bürgerschaft vorgehen – Obama sei ein wichtiger Verbündeter. Informieren Sie sich bitte auch, was die TELI dagegen unternimmt: hier die W-Debatte!

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3 Gedanken zu “Debattieren gegen den wissenschaftlichen Analphabetismus

  1. Danke, Axel Grychta, für den Kommentar! Es stimmt, die W-Debatte in Schwung zu bringen heißt: dicke Bretter bohren. Dies ist der Anfang. Die Themen wurden im Fragebogen klar definiert, ganz bodenständig, damit keiner überfordert ist. Der Rücklauf war nicht sensationell, aber immerhin substanziell. Die Blog-Beiträge fassten die Antworten unter unterschiedlichen Fragestellungen zusammen und stellten sie auf die Bühne der Öffentlichkeit zur Diskusssion. Daraus entstand eine Pressemitteilung kurz vor den Wahlen, die wiederum Beiträge in den Medien generierte, darunter Spiegel online und Deutsche Universitätszeitung. Mit diesen Aktivitäten und Fakten im Kreuz geht’s in die schwarz-gelbe Legislaturperiode. Mal sehen, was wir mit der W-Debatte in den nächsten Jahren bewegen können., Aber wir brauchen mehr Mitmacher und konstruktive Anpacker. Auf geht’s in die nächste Runde!

  2. Die „Wissenschaftsdebatte 2009“ ist ja bisher ziemlich schwach, wenn man sich hier auf dem Blog so umschaut. Viele Kommentare sind nicht mit Namen versehen, oft bleiben die Quellen anonym und die Argumente seicht.

    An einer Stelle heisst es: Die Wissenschaftsdebatte 2009 wurde ins Leben gerufen um „Die großen Fragen der Forschung zu diskutieren“.

    Was aber sind die großen Fragen der Forschung? Das bleibt geheim.

    Die Blogbeiträge formulieren auch gar keine Fragen, geschweige denn einen Fragenkatalog, der sich aus der Debatte extrahieren ließe.

    Es werden nirgendwo zielführende Fragen gestellt!

    Ein Königreich für eine Frage, deren Beantwortung wirklich anspruchsvoll wäre, und die eine Debatte um die beste Beantwortung erst richtig spannend machen würde.

    Die Argumente zu den Themen Gentechnik, Stammzellenforschung, Nanotechnologie und Energie sind bekannt und wohfeil.

    Die Tatsache, dass Politiker das Wort „Wissenschaft“ weder im Munde führen noch in den Parteiprogrammen genügend würdigen, ist blamabel für die Politik. Es ist aber auch Ausdruck einer desinteressierten Gesellschaft, die über die Soapmedien hinreichend verblödet ist, um sich mit ernsthaften Themen überhaupt noch auseinanderzusetzen zu können.

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