Das Looping-Modell für die Zivilgesellschaft

Abstract

Dieser Research-Essay fokussiert auf Kultur und Zivilgesellschaft mit Blick auf und in ihre innigen Verflechtungen. Die Reflexion dazu fußt auf drei Thesen. Zunächst: Kultur ist der Keim, Mutter, Motor der Zivilisation und jeder einzelne Mensch ist Träger, Ausgestalter, Verbreiter von Kultur. Sie ist Pionierin, gibt Anstöße, schafft Wandel. Sodann: Aus den Unterschieden von Kulturen erwächst Spannung, die Energie für die Impulse des Wandels bereitstellt. In diesen Prozess sind natürlich die Institutionen eingebunden, aber: Die zivile Gesellschaft und ihre einzelnen Mitglieder spielen eine instrumentale Rolle, denn: Sie ist weniger gebunden, somit offener für kulturelle Diversität. Und letztlich: Spannung erzeugt Bewegung, ein Pendeln, abgebildet durch eine Schaukel. Ihre beiden Ausschläge repräsentieren Pro und Contra, sind Spiegel von Debatten. In Überschlägen steckt eine Singularität. In diesem Vorgang platzt ein Knoten, es entsteht Neues. Der Text geht diesen kulturellen Loopings nach, steckt die Felder ab, identifiziert Akteure, ihre zivilgesellschaftliche Einbindung und Auftrag. Welche Praxis-Relevanz hat dieses Modell? Könnte es das Profil der Zivilgesellschaft schärfen? Sie den sozio-politischen Schaltstellen näherbringen?

1 Kultur First

Die Welt steckt in Umbrüchen. Über den Atlantik wehen seit den US-Wahlen 2024 heftige Böen, im Osten der Aggressor Russland unberechenbar, südwärts der Nahost-Konflikt ein Pulverfass bleibt – an den Nahtstellen der Welt und ihrer Kulturen rumpelt es. Währenddessen in Europa der Rechtsextremismus alarmierende Zuwendung erfährt und Deutschland nach dem Scheitern der glücklosen Ampelkoalition sich neu sortiert. Dieser Beitrag unterstützt Rupert Graf Strachwitz‘ Appell aus dem Maecenata-Stiftungsrat zu den Neuwahlen 2025[1]: die zivilgesellschaftlichen Forderungen für eine stärkere Einbindung und Reformen endlich ernst zu nehmen und in die künftige Regierungspolitik einfließen zu lassen. Gleichzeitig soll der Maecenata-Studie zur Verbesserung der Kulturförderung[2] weiteren Schub verliehen werden. Ergänzend zu diesen beiden aktuellen Initiativen und als Teil dieses Pakets richtet sich dieser Text auch nach innen, ins Herz und die Seele der Zivilgesellschaft. Was vermag sie, was kann Jede und Jeder selbst aus inneren Kräften wie auch kollektivem Wirken dazu beitragen, dieses so große und so wichtige, auch so stiefmütterlich, ja ignorant behandelte Segment der Gesellschaft zu stärken, damit es als gleichberechtigter Partner im politisch-sozialen Miteinander anerkannt werde. Solches Empowerment lässt sich mit großem Gewinn in und aus der Kulturarbeit gewinnen. In sie ist jeder Mensch lebenslang in vielerlei Weise eingewoben. Daraus lassen sich schöpfen: eine zivilgesellschaftliche Identität, Wissen und Instrumente zum Eingreifen und Mit-Gestalten.

2 Historischsoziologisches Framing

Bevor sich dieses Kultur-Highlight Fallbeispielen und dem Best Practice widmet sowie gelingendes zivilgesellschaftlich-kulturelles Engagement an Akteuren exemplifiziert, soll es das historisch-soziologische und geistesgeschichtliche Feld dieses Themas abstecken.

2.1 Die Drehscheibe

Der Start in dieses Thema erfolgt niederschwellig mit dem die Weltgesellschaft morgendlich und allgegenwärtig begleitenden Kaffee. Die Bohne stammt von einer Pflanze im Abseits der antiken Weltgeschichte liegenden Äthiopien, wurde von arabischen Händlern in den arabischen Kulturraum verpflanzt, erlebte in den türkischen Kaffeestuben als Mokka einen ersten Boom, belebte und inspirierte die ikonische Wiener Kaffeehauskultur. Auswanderer verbrachten die Bohne nach Lateinamerika, wo sie in den diversen subtropischen Klimata und Gebirgshöhen prächtig gedieh und Nordamerika und Europa eroberte. Neben Kaffee aus Afrika und den Amerikas floriert der Kaffeeanbau mittlerweile auch in Asien. Vietnam ist zum mächtigen Konkurrenten im internationalen Coffee-Biz aufgestiegen und aus den Anden-Highlands macht ein neuer „Honig-Kaffee“ auf sich aufmerksam. Moderne Kaffeekultur und die Maschinerie zum Herstellen und Brauen des bestmöglichen Kaffees ist ein allseitig boomender Wirtschaftszweig. Für all das stand dereinst der Tee. Aber selbst im Stammland der Teetrinker und Heimat des traditionellen Five o’clock Tea, Großbritannien, wird mittlerweile mehr Kaffee als Tee genossen.

Die Kaffee-Genese leitet über zu James Posketts Neue Horizonte[3] und der Globalgeschichte der Wissenschaft. In dieser in viele Sprachen übersetzten Studie hat der Wissenschaftshistoriker der Universität Warwick, UK, an etlichen auch alltäglichen Beispielen nachgezeichnet, wie die Erkenntnisse und das Wissen forscherisch-innovativer Geister aus sämtlichen Bereichen des Lebens wie auf einer großen Drehscheibe die Runde gemacht haben und über alle Regionen der Welt sich verbreiteten. Dazu gehören nicht nur unsere heutigen Stimulanzien in Gestalt von Kaffee, Tee und anderen, sondern all die denkerischen Durchbrüche, welche unsere heutige Zivilisation geschaffen haben. Hieran waren im Verlaufe der Historie Menschen aus sämtlichen Regionen der Welt beteiligt. Weder Meere, Mauern, Grenzen noch sonstige hoheitlich-staatliche Restriktionen konnten ihre Verbreitung und 360-Grad Diffusion stoppen auf dem Wege zum intellektuell-globalen Allgemeingut.

Die Historie unseres kosmischen Weltbildes unterstreicht dies. Das geozentrische Modell des griechischen Geografen Ptolomäus mit der Erde im Mittelpunkt der Planeten war von Anbeginn vor knapp 2000 Jahren umstritten und überlebte nur wegen des theologischen Dogmas des Christentums 1500 Jahre. Arabische Sternenbeobachter vor allem im Zentrum der arabischen Hochkultur, Bagdad, bereits mit sehr fortschrittlichen Observatorien ausgestattet, entwickelten mathematische Modelle, die auch Kopernikus und Galilei nicht unbekannt geblieben waren und die schließlich das heliozentrische Weltbild mit der Sonne im Zentrum mithervorbrachten. Die arabischen Zahlen, deren Wurzeln in Indien lagen, erreichten über das maurisch besetzte Spanien ab dem 11. Jahrhundert Europa. Sie verdrängten peu-á-peu das umständliche römische Zähl- und Zahlensystem und waren die Wiege moderner Mathematik und darauf basierter evidenzgeleiteter Wissenschaft.

Außer aus dem indo-arabischen Kulturraum erreichten viele zivilisatorische Errungenschaften von „Break-Through“ Charakter Europa über die Seidenstraße aus China. Dazu gehören Papier ebenso wie Schwarzpulver. Noch weiter östlich irrte Captain Cook über den Pazifik auf der Suche nach einem legendären Kontinent, den er nur mit Hilfe der Navigationskünste der Polynesier fand. Sie hatten den fast 19.000 km weiten Ozean besiedelt, sich dabei allein auf ihre Sternenkenntnisse verlassend, lange bevor Wikinger und Kolumbus sich über den Atlantik trauten und der Kompass die Seefahrt revolutionierte. Wer herzhaft in eine Pizza Margherita beißt, seine Pasta – übrigens auch von Chinesen erfunden – in obligatorisch-roter Sauce dreht, Pommes mit Ketchup veredelt, darf dabei den mittelamerikanischen Azteken und Maya danken: Die Tomate, die seit der Conquista Europas Gaumen verwöhnt, stammt von dort. Ebenso wie aus dem Aztekenreich der botanische Garten mit seinen Heilpflanzen importiert wurde, quasi als Naturapotheke, bis heute das Aushängeschild für naturverbundenen Geist vieler Kommunen.

 „Kulturelle Aneignung“, ein woker Terminus, der in den letzten Jahren so viele Menschen empört hat, ist ein über Jahrtausende gesetzter und etablierter Vorgang, in einem Satz: What goes around comes around. Punkt.

Die Poskett-Untersuchungen dokumentieren, dass Forschung und deren Erkenntnisse als Ausdruck menschlicher Neugier, Wissens- und Gestaltungsdrang seit Jahrtausenden in Rotation sich befinden, früher oder später gegen jedwede Widerstände sämtliche Regionen, Menschen, Kulturen erreichen und transformative Wirkung entfalten. Noch bevor sich Institutionen wie Universitäten, Zünfte, Wirtschaftsverbände gründeten, waren es Individuen, sprich Forschende und Händler, Weltenerkunder und Abenteuerreisende, die unsere Horizonte stetig erweiterten und dabei auf die Vorkenntnisse Anderer bauten, so wie ein Ziegelsteinhaus aus kontinuierlich ansteigenden Gesteinsschichten emporwächst. Der deutsche Physiknobelpreisträger Klaus von Klitzing flocht bei Ehrungen gerne ein, dass sich Wissenschaft nicht kanalisieren lasse, denn „was machbar ist, wird auch gemacht“. Perfekt übertragbar ist sein Diktum auf die Verbreitung von Forschungsergebnissen und Kulturarbeit an sich.

Was in dem großen Strauß von Beispielen in Posketts Werk greifbar wird: In der Historie wie aktuell, es ist primär der Einzelmensch, der das Rad der Erkenntnis gegen alle Wechselfälle weiterdreht, weniger der Staat und seine Institutionen. Solche Pioniere wirken nicht nur kleinmaßstäblich intra-kulturell, sondern übergreifend supra-kulturell. Das ist ein offener Prozess. Er greift Impulse auf, adaptiert, synthetisiert sie zu neuen Methoden.

Wenn Erfinder des Nationalsozialismus sowie deren Gefolgsleute das „Völkische“ zum Herz ihrer Ideologie machten und sich damit aus der Weltgemeinschaft katapultierten, gruben sie sich selbst das Wasser ab und endeten, wie sie endeten. Das beeindruckendste Beispiel dafür ist der von Poskett detailliert porträtierte Einstein. Weit vernetztes Denken eröffnet neue Denkräume, die viele Juden wegen ihrer historischen Verfolgung von Haus aus mitbrachten. Das war Einsteins Kapital, aber nicht nur das. Seine weit vernetzten Kontakte über die Welt gestatteten, dass er mit seiner die Physik umkrempelnden Relativitätstheorie so ungemein rasch Anerkennung fand. Von den Nazis als „jüdische Weltverschwörung“ abgestempelt, wurde sie erst von einem Inder ins Englische übersetzt, in Russland und China als wahre Revolution gefeiert, so der Welt aus vielen Himmelrichtungen zugänglich gemacht. Während NS-Deutschland die verheißene „Wunderwaffe für den Endsieg“ im Zweiten Weltkrieg nie vollbrachte, stattdessen über eine arische Reichsflugschreibe schwadronierte, stieß der in die USA vertriebene Einstein den Bau der Atombombe an, die eigentlich für NS-Deutschland vorgesehen war. E = mc2 lieferte eine wichtige Grundlage für die Kernspaltung.

 2.2 Die Ost-West-Schmelze

Was Einstein so bestechend zum Ausdruck brachte: Die gesamte Wissenschafts- und Innovationshistorie befindet sich in fortlaufender Umdrehung. Geistesimpulse aus allen Teilen der Welt, insbesondere aus dem weiten eurasischen Hinterland, wurden in Europa zu einem Kulturamalgam verbacken. Auch das Tor vom Atlantik stand weit offen. Dass viele Elemente, die die europäische Aufklärung und ihren Freiheitsgedanken speisten, aus den amerikanischen Kolonien und den indigenen Gesellschaften in Nord, Mitte und Süd eingewandert waren, hatte David Graeber mit David Wengrow Anfang der 2020er Jahre in Anfänge[4] überzeugend nachgezeichnet.

Aktuell erschien hierzu eine umfassendere Studie von der britischen Historikerin Naoíse MacSweeny, betitelt Der Westen[5], in der sie dreitausend Jahre europäische Kulturgeschichte durchleuchtet. Darin zeigt die Autorin, die irische und chinesische Wurzeln hat, dass auch aus dem dem Orient eine Vielfalt von Kulturanstößen ausstrahlte und es faktisch nie die befestigte Grenzlinie zwischen Westen und Osten gegeben hat. Ja, auch nicht geben konnte. War der Übergang West-Ost-West geografisch-topografisch doch gleitend, ebenfalls weit offen, sodass aus den Tiefen Asiens in einem Ost-West-Transfer domestizierbare Tiere wie Ziegen, Schafe, Pferde sowie leicht kultivierbare Getreidepflanzen in Richtung Mittelmeer gelangten, so der US-Evolutionsforscher Jared Diamond[6]. Sie waren der Grundsäulen für Prosperität, sowohl ernährungs- als auch mobilitätstechnisch.

Dementsprechend öffneten sich die alten Griechen geografisch und kulturell nach Asien hin, aber auch nach Afrika in einer sich gegenseitig und einander assimilierenden Welt, vielfacettig und bunt, wertschätzend und liberal. In diesen Adjektiven hatte der griechische Reiseschriftsteller und Historiker Herodot die antike Welt vom oberen Nil bis Babylonien eingefangen und überliefert. Die griechischen Stadtstaaten, die Polis – Plural Poleis – mehr als tausend an der Zahl, hatten sich weit über das Stammland ins ferne Umland ausgebreitet, übrigens viel mehr nach Osten als nach Norden und Westen. In ihren Einzugsgebieten verbreitete sich der Gedanke demokratischer Selbstverwaltung und einem bis heute modernen Community-Verständnis. Darin florierte der Austausch und Handel, auch mit den Objekten der Kunst und den ideellen der Philosophie. Dieser kosmopolitische Helenismus, die klassisch-pluralistische Ko-Existenz, „live and let live“ prägte das Altertum, reichte in der vorchristlichen Zeit bis Indien und hatte großen Einfluss auch auf das Römische Weltreich.

Was die Autorin aus dem islamischen Kulturbereich anhand alter Zeitzeugenberichte präsentiert, atmet Leichtigkeit, Verspieltheit, Freude, weniger das Kantig-Autoritäre, was der Okzident gemeinhin mit dem Orient assoziiert. Wie die Wissenschaftsgeschichte verrät, war der Islam intellektuell dem Westteil Eurasiens weit voraus. Viele Schriften der griechischen Klassiker wurden zuerst ins Arabische übersetzt und erst später von christlichen Mönchen ins Lateinische. Nach dem Zerfall des Römischen Reiches überlebte römisch-griechische Kultur ein Jahrtausend lang bis 1453 als Ostrom oder Byzanz, das sich zeitweise über ganz Kleinasien, Syrien, Ägypten und weite Teile Afrikas erstreckte in einem Vielvölkerstaat.

Er war ein „Melting Pot“, besser „Melting Empire“, eine Großschmelze der Kulturen mit einer Vielfalt von Ethnien, Sprachen, darunter auch islamische. Istanbul, dereinst Konstantinopel, mittlerweile seit über fünf Jahrhunderten türkisch, ist kunstgeschichtlich, architektonisch, religiös bis heute ein beeindruckendes Denkmal dieser Pluralität, die Hagia Sophia Kathedrale neben der Blauen Moschee und unweit davon die Çamlıca-Minarette. Diese Vielfalt war pulsierend, wenn MacSweeny etwa Kairo am Anfang des 20. Jahrhunderts aus den Augen des Edward Wadie Said beschreibt, arabischer Herkunft, aber in westeuropäischer Tradition erzogen, auch mit der jüdischen Kultur bestens vertraut. Er, der die verschiedenen Herzen in sich schlagen fühlt, gründete das „West East Divan Orchestra“ für die musikalisch-künstlerische Fusion der in der Nilhauptstadt ansässigen großen Weltkulturen Christentum, Islam, Judentum.

Diese relativ harmonische, aber durchaus auch angespannte Welt erlitt hässliche Brüche in der Darstellung von MacSweeny mit dem Beginn der Aufklärung, dem Kolonialismus und Imperialismus im 18. und 19. Jahrhundert. Im aufkommenden Rassismus begannen die Menschen zwischen Hautfarben zu differenzieren, Weiß und andersfarbig, und einander danach zu bewerten. Die Weltkriege des 20. Jahrhunderts und der Kalte Krieg endeten in einer Polarisation zwischen Ost und West und der Westen begann sich als Maß aller Dinge zu verstehen. Oswald Spenglers Untergang des Abendlandes zu Anfang des Jahrhunderts hatte erheblich zu dieser dissoziativen Tonalität beigetragen. Samuel Huntingtons Kampf der Kulturen[7] (Clash of Civilizations) in den 1990er Jahren schließlich zementierte diese Wahrnehmung von sagen wir Gut und weniger Gut, die nach der Jahrtausendwende durch den islamischen Extremismus eine weitere Progression erfuhr.

Das alles trug zu einer Sichtweise bei, die sich mit kultureller Linearität beschreiben ließe. Danach wurde Europa aus dem antiken Griechenland herausgeboren, im und mit dem Römerreich wuchs es auf, das mittelalterliche Christentum prägte sein Erwachsenwerden, mit Renaissance und Aufklärung brach es in die Welt auf, was sich mit dem Ausgreifen Europas auf den amerikanischen Kontinent fortsetzte und sich in diesem transatlantischen Zwilling als „Westen“ vollendete. Dabei aber trübte sich der Blick Europas für den Rest der Welt ein und es ideologisierte sich selbst. Das aber unterschlägt die zentrale Drehscheibenfunktion von Kultur, die das kleine Europa auf dem riesigen eurasischen Doppelkontinent erst zum großen Europa gemacht hatte.

3 Plurikulturelle Praxis

Vom theorie-bezogenen Unterbau in den praxis-erprobenden Überbau. Urheber geistiger Sprünge sind zwar Individuen, Einzelmenschen, die aber meist in einem nicht sichtbaren Kollektiv operieren. So wie Durchbrüche nicht wie Blitze aus dem Himmel schießen, sondern aus einer Kette von Vordenkern hervorgehen (wie vielen Pionieren wir das Fliegen verdanken!), so verbreiten sich neue Erkenntnisse in nach außen expandierenden Kreisläufen. So verbinden sich regional unterschiedliche Denkweisen, die zu neuen Antworten auf die Fragen der Zeit verschmelzen. Das ist ein kreatives Kontinuum, laufend neu bespielt, auch von den Akteuren der Zivilgesellschaft. Sie tragen wesentlich zum Entstehen neuer Kultur bei. Im Folgenden nun mögliche Aktionsfelder, in einem weitgespannten pluriversalen Spektrum, mit gelegentlich Denkanstößen für die Umsetzung.

3.1 Kulinarik

Die Küche gilt wissenschaftlich als Chemielabor, in dem bekannte Stoffe mittels Hitze behandelt und zu neuartigen Verbindungen zusammengeführt werden. Feuer und Werkzeuge zum Entzünden desselben war der erste große zivilisatorische Meilenstein des Homo sapiens. Zubereiten von Fleisch und Fisch, Suppen, Mehlspeisen – ein Riesenschritt für die Menschheit. Das war und bleibt ein Megaexperimentierkasten, mit Überraschungen. Wer im Hochland von Kolumbien eine Schokolade serviert bekommt und den Käse dazu aus der Schokotasse löffeln soll, wird vermutlich erst mal pikiert sein. So wie beim Hühnchen in pikanter Schoko-Sauce, einem uralten, aber nach wie vor populären Aztekenrezept. Während ein Hochandenmensch, dem ein leckeres Hamburger Fischbrötchen mit der rohen Meereskost angeboten wird, höchstwahrscheinlich erst mal zurückzuckt.

Die Empirie zeigt, dass viele Rezepte und Essgewohnheiten rein zufällig entstanden sind, ebenso wie Getränke und Cocktails. Gefallen tut, was schmeckt – und da ist die Bandbreite enorm. Essen und Trinken, erst einmal etabliert, sind völkerverbindend. In Berlin, auch anderswo, ist die durch ein Missgeschick entstandene Currywurst Esskult. Aber sie wäre nie das geworden ohne den Ketchup, dessen Tomaten bekanntlich dereinst aus Meso-Amerika migrierten, sowie dem Curry-Gewürz aus Indien. Gleichwohl der türkische Döner der scharfen Bratwurst den Rang abläuft, ihn McDonald‘s bereits ins Menü nehmen musste, und mit der Omni-Präsenz des Fleisch- und mittlerweile auch beliebten Vegan-Fladens die Türkei in der deutschen Alltagskultur absolut sicht- und schmeckbar geworden ist.

Mit seinen Essgewohnheiten überschreitet der moderne Mensch laufend Kulturgrenzen und öffnet sich damit auch dem Unbekannten. Kulinarisch darf er in seiner Küche natürlich auch selbst experimentieren oder er bucht bei der Volkshochschule[8] einen der beliebten Kurse, bei denen er mit Angehörigen anderer Länder zusammen im Team kocht, bisher Unbekanntes ausprobiert, mixt und gemeinsam Gekochtes als Gruppenerlebnis verkostet. Unter Kultur schmeckt[9] laden Münchner zum gemeinsamen Kochen und Essen mit Geflüchteten – Integration via Zivilgesellschaft und Geschmacksknospen. „Durch Kochen lernt man die Welt kennen“, sinniert Gerhard Polt.  

3.2 Musik

Klassik, Jazz oder Pop, Hiphop … Musik ist und bleibt einer der potentesten Kulturträger, -beweger, -mixer, rund um den Globus, das seit Menschengedenken. An Elvis Presleys 100. Geburtstag ehrte ihn die Neue Züricher Zeitung als Künstler, der „Blues und Country, schwarze Sinnlichkeit und weiße Melancholie“[10] verschmolz. Rock’n Roll war der begleitende Sound eines weltweiten Aufbruchs junger Menschen aus einer autoritären Nachkriegswelt in eine verheißungsvolle Freiheit, und wenn es auch nur eine musikalische war. Von der Orgel bis zur Trommel, die Welt der Töne hat unendlich viele Gesichter. Je mehr wir aufgreifen aus anderen Kulturen, desto universaler und übergreifender wird sie.

Aber mit Instrumenten zu musizieren passt nicht für Alle. Einfach nur singen und mitsingen fällt Vielen leichter. Zum Beispiel im Chor, so wie das die Münchner Volkshochschule am Tag der Offenen Tür „Hineinspaziert“[11] Anfang 2024 in ihrem Einstein-Haus demonstrierte, darunter: Gemeinsames Singen in zwei Handvoll verschiedener Idiome mit Angehörigen der dazugehörigen Heimatländer. Auch das ist wie Gemeinsam-Kochen: integrativ, ein Brücken-Bauer, zwischen Sängern ebenso wie Publikum. Beim Münchner Sommer Tollwood Festival[12] sangen alle Besucher angeleitet vom Hippie Kammerorchester die Top-Pop-Gassenhauer der 1960er „Give peace a chance“ and „Let the sunshine in“ – ein einzigartiges Gemeinschaftserlebnis mit Gänsehauteffekt, hieß es. Das geht aber auch noch mal anders. Unterm Motto „Mit Kehle und Seele“[13] sang sich eine Selbsthilfegruppe in Augsburg durch die Long Covid Talsohle, musisch und solidarisch einander unterstützend, und trat damit an die Öffentlichkeit und Medien für Werbezwecke und Finanzierung ihrer Arbeit.

Damit immer noch nicht genug. Wer nicht schlagen, blasen, zupfen, auch seine Stimmbänder nicht in klangvolle Schwingungen versetzen will, der kann immer noch tanzen: Salsa, Tango, Twist, Groove, Walzer, HipHop, Bachata, Stepp, Tech(k)tonik, Square, Schuhplattler, Samba – nach welchem Stil, mit wieviel Swing, Takt, Rhythmik, Phon auch immer, eine Riesenpalette und tanzen kann Jede und Jeder. Die 1000-Euro-Preisfrage: Wonach, wie, wann ließe sich denn eigentlich Zivilgesellschaft tanzen – und gibt es überhaupt einen passenden Song dafür respektive müsste jemand dafür nicht einen schreiben und komponieren?

3.3 Sprache

Sprache ist das wohl mächtigste Werkzeug der Kultur, weniger emotional als Musik, dafür vorwiegend rational, einer distinkten Grammatik folgend und in ein durchgefeiltes Regelwerk eingebettet. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Unter der Wasserlinie gibt es jede Menge Heimatidiome, regional eingefärbte Dialekte, fremdsprachige Einflüsse, hipp-coole Jugendsprache, die jugendlicher Migranten, die vereinfachte leichte Sprache, versubstantiviertes Beamtendeutsch, Gender-Deutsch Light und Pur, formelhaftes Wissenschaftsdeutsch …

Ein zentrales Nachbarthema ist, wie Deutsch im Ausland gelehrt wird, welches Kulturbild die Lehrmethoden, Bücher, Medien über die Herkunft der Sprache, ihrer Imponderabilien und Unwägbarkeiten transportieren. Das Auswärtige Amt im Zusammenwirken mit dem global wirkenden Goethe Institut, beide sind bemüht um ein positives Deutschlandbild, das eines toleranten Landes mit pluralistischen Werten und Gleichberechtigung, Diversität mit einer aktiven Erinnerungskultur, insgesamt einer modernen und technologie-affinen Wissenschaftsnation. Eine neuere Masterarbeit zu dem Thema sieht Deutsch als Fremdsprache (DaF) in der Rolle eines Botschafters des Landes. Sie hinterlässt einen mächtigen Fußabdruck im „Nation Branding“ und setzt deutliche Töne in „Public Diplomacy“[14]. Die Muttersprache im Ausland stellt nicht nur Weichen für die Außendarstellung und das Image, sondern ist auch für das außenpolitische Standing mitverantwortlich, ebnet die wirtschaftliche Zusammenarbeit und, ganz wichtig, hat auch zentrale Schleusenfunktion, ob sich dringend benötigte Fachkräfte für Deutschland entscheiden oder auch nicht.

Was in diesem Werte- und Leistungskanon amtlicherseits herausgestellt gehört, ist die umfassende Relevanz einer aktiven und werte-orientierten Zivilgesellschaft. Nachdem Zivilgesellschaft international laufend in aller Munde ist, wobei ihr Wesen zumeist abstrakt bleibt, wäre ihr Einflechten ins nationale Bild ein Aushängeschild und zusätzlicher Attraktor, besonders auch mit konkreten Bezügen wie etwa Aufarbeiten der NS-Vergangenheit[15] und Assistenz bei der Integration von Einwandernden durch zivilgesellschaftlich Engagierte (vgl. Kulinarik). „Civil Society Diplomacy“ mit Inhalten und Projekten zu befüllen wäre ein bedeutsames Zukunftsfeld in zivilgesellschaftlicher Theorie und Praxis.

3.4 Reisen

Seit Goethes Italienreise wissen wir: In die Welt zu blicken über die eigenen Kirchtürme hinweg öffnet Augen, bildet, baut Brücken über Trennendes der Kulturen hinweg. Eurail- und Interrail-Pässe erschlossen jungen Leuten Europa. Die offenen EU-Grenzen und Billigflugtickets ermutigten zu noch mehr Tourismus und Mobilität und daraus entstand in den 2010er Jahren ein neues Wort: Voluntourismus: Volunteering, Freiwilligenarbeit in sozialen Projekten im Ausland, mit Tourismus und Kennenlernen der Welt zu verbinden. Daraus wiederum ging das weiterhin angesagte Gap Year hervor, das Abiturienten die Zeit bis zum Studienbeginn mit Volunteering zu überbrücken hilft, was auch bei der späteren Jobsuche und in der Vita für mitunter entscheidende Pluspunkte sorgt. Zusätzlich drängen auch Rentner mit ihrer oft lebenslang wertvollen Berufsexpertise in solche Arbeitsbeziehungen. Aus diesem Boom heraus hat sich eine Zeitschrift gegründet, Voluntaris, die Freiwilligendienste aller Art akademisch und evaluativ begleitet[16].

Das alles hat die Politik über ein soziales Pflichtjahr nachzudenken veranlasst. Unterwegs sein, arbeiten und sozial nützlich werden, Lernen und Kulturbrücken bauen ist total in. Die Digitalisierung und transglobales Arbeiten aus Co-Working Einrichtungen haben das Potenzial von sozial eingebundener mobiler Arbeit noch einmal erweitert. Dieser neue Arbeitsmarkt entstammt freiwilligen Initiativen, die sich der Zivilgesellschaft zurechnen lassen, nur wird der Voluntarismus insgesamt wenig mit Zivilgesellschaft zusammengebracht. Hier sollte die Zivilgesellschaft ihr „Branding“, ihren Gütesiegel einbringen. Das würde zum einen auch ihre Mitgestaltung bei der internationalen Kulturarbeit zum Ausdruck bringen, was der Reputation zugutekäme und idealerweise auch Finanzquellen öffnete. Zum anderen könnte sie sich als Vordenkerin profilieren und diesem zukunftsträchtigen Feld in der weiterhin globalisierend-vernetzenden Welt neue Hilights aufsetzen. Zivilgesellschaftliche Volunteers vor!

3.5 Kunst

Christo war ein Meister der Installation: Der eingewickelte Reichstag in Berlin, Running Fences in Kalifornien, Umbrellas in Japan: Seine Großaktionen waren originell, beherrschten das Zeitgespräch der Weltöffentlichkeit, ließen die Realität in anderen Perspektiven erscheinen, setzten neue Margen für Kunst und ihre Inszenierung im öffentlichen Raum. Gäbe es nicht auch künstlerische Zivilgesellschaftler, die solche Projekte zum Wohle der ganzen Zivilgesellschaft realisieren könnten? Dies ist die Frage, die dieses Kapitel leitet. Auf der Suche nach Antworten wird sie auf drei kunstbezogene Segmente heruntergebrochen: Theater, Mode, Architektur.

3.5.1 Theater

Interkulturelles Theater verspricht eine noch intensivere Kulturschmelze als der zuvor vorgestellte Voluntourismus. Warum? Weil hier Darsteller und Schauspieler aus unterschiedlichen Kulturen gemeinsam Bühnenstücke in Szene setzen, in deren Mittelpunkt kulturübergreifende Themen stehen und die auf die Bühnenreise ein größeres Publikum zu neuen Erkenntnissen mitnehmen. Hier ist der Multiplikatoreneffekt mit im Spiel, der Loopings hervorbringt, der allen Teilnehmenden, Aktiven und Passiven, einen neuen Blick auf ihre Wahrnehmungen und Gefühle beschert. Dies alles auch, weil Theater überall ist, Leben Theater und Theater Leben ist – drei Beispiele.

Die TU München, die international hochrankende TUM, verknüpft Wissenschaft mit Kunst und Kultur und hat dazu das TUM Center for Culture and Arts (CCA)[17] gegründet. Damit will sie ausdrücklich „neue Perspektiven eröffnen“, animieren „sich auf andere Denkweisen einzulassen“ in der Welt des Materiellen. Premiere war 2024 mit einem Science-Fiction Stück, inspiriert von „Per Anhalter durchs All“, das eine Blaupause für das Leben in der Zukunft entwarf.

Eine andere Premiere feierte das Münchner Traditionstheater Heppel & Ettlich. Dort gastierte im Herbst 2024 das Erste Deutsch-Türkische Improtheater mit der Show „impro á la turka“[18]. Das Ensemble ist auf interkulturelle Improvisation spezialisiert, veranstaltet hierzu auch Trainings und Workshops und umrahmt mit ihrer Kunst Tagungen, Betriebsfeiern, Events.

Im idyllisch altbayerisch-schwäbisch ländlichen Raum wirkt das Kulturzentrum und Theaterlabor Unser Theater e.V[19]. Auch hier der Anspruch der lateinamerikanisch-deutschen Leitung: einen Beitrag zu leisten zum interkulturellen Transfer mit Lesungen, Ausstellungen, Montagen aus afrikanischer, orientalischer, europäischer Musik. Kettensägekunst, Kindertheater, Theaterexperimente mit Autisten lockten in 2024 einen ständigen Strom neugieriger Besucher aus den umliegenden Städten ins versteckte Schwabhausen.

3.5.2 Mode

Die „Couture“ ist das zweite, für manche das auffälligste Gesicht des Menschen: Kleider machen Leute. Insofern waren die Mode und Modedesign schon immer eine Schlüsselkunst, die nicht nur Ästhetik und Eitelkeiten bediente, sondern immer auch ein Ausdruck des Zeitgeistes, dessen Umbrüche und Revolutionen war, ebenso wie Einladungen zum Anders-Sein wie auch Neu-Denken.

Was brachte den radikalen Einschnitt der Französischen Revolution ins alltägliche Leben optisch packender zum Ausdruck als der Wechsel von den Kniebundhosen der Adeligen zu den langen Hosen der einfacheren Menschen. Die Beinkleider waren ursprünglich durch die als Barbaren verrufenen asiatischen Reitervölker nach Europa gelangt in einer Zeit, als Männer sich noch in antiken Gewändern kleideten.

Ein Nachbeben erlebte die Revolution, als die ersten Frauen ihre Kleider und Röcke ablegten und sie für – mittlerweile Standardbekleidung der Männer – lange Hosen eintauschten. Zuvor hatten sie sich im 19. Jahrhundert bereits ihrer Korsetts entledigt, die sie in die weiblich geziemenden Wespentaillen zusammenschnürten. Dieser Schritt des emanzipativen Sich-Luft-Machens empörte nicht nur die Männerwelt, sondern ließ auch bei den Medizinern alle Alarmglocken schellen, die vor irreparablen Hüftschäden warnten, sogar Unfruchtbarkeit, wenn zu dieser Entschnürung auch noch feminine sportliche Betätigung kam.

Wir sind in den wilden 1960ern und 1970ern mit Miniröcken, den schrill-bunten Outfits der Hippies, Verzicht auf Büstenhalter[20]; dem modischen Abschütteln der Rigidität der Nachkriegszeit und Übergang in eine liberalere Ära. Heutiger Status sind weiß „beturnschuhte“ Menschen, zwanglos krawattenlose Männer, fast uniform. Hat die Zivilgesellschaft modisch eigentlich irgendwo Akzente gesetzt, hinterlassen – oder was wäre ihr Stil?

3.5.3 Architektur

Ist die Mode das Gesicht des Menschen, so ist die Architektur das Antlitz der Stadt. Stile und Baumerkmale changierten durch die Zeitläuft und fanden in Deutschland besonders markanten Ausdruck in zwei Bauwerken, in denen extremste Formen aufeinandertrafen: Totalitarismus und Demokratie. Das Olympiaastadion 1936 Berlin, wuchtig und monumentalistisch, von den Nazis erschaffen, um damit ihre Herrschaftsform zu unterstreichen, der Führer hat immer Recht. Als Gegenentwurf das Olympiastadion München 1972 mit dem Zeltdach, leicht und schwebend, transparent, die deutsche Demokratie gekonnt in eine bauliche Form gießend. Das ist allerdings ein idealisiertes Bild, um nicht zu sagen demokratie-ideologisches. Denn die repräsentative und an die Parteien delegierte Entscheidungsmacht besitzt im Kern einen starken Top-down-Vektor, der ja auch viele zivilgesellschaftlichen Anliegen negiert (vgl. Wahl-Appell 2025).

Mit den Bildern der beiden Olympiastadien vor Augen sei auch an dieser Stelle nochmals die Imagination bedient: Wie sähe eine zivilgesellschaftliche Architektur aus, sagen wir für eine Wettkampfstätte 2030, in der die leistungsfähigsten zivilgesellschaftlichen Zukunftsentwürfe aller Disziplinen zu einem olympischen Wettbewerb aus allen 195 Nationen antreten, um die Besten zu ermitteln und sie mit Medaillen auszuzeichnen?

3.6 Kultur-Quersumme

Die Beispiele machen sicht-, vielleicht sogar fühlbar: Kultur ist eigentlich alles um uns herum, insgesamt mit mehr Tiefgang als Wissenschaft, die die Medien traditionell sowieso als Teil der Kultur eingestuft haben. Selbst Politik administriert meist nur von der Kultur geschaffene Tatsachen.

Daher ließe sich die in diesem Kapitel angerissene Liste noch weiter auf den Alltag herunterbrechen. Wie etwa genossenschaftliches Wohnen und kommunenartige Mehrgenerationenhäuser einen neuen Lebensstil schaffen, die die kleiner werdenden und an Bedeutung verlierenden Familien substituieren; und wie zivilgesellschaftliches Wirken in diesen Prozess eingreift und die Wohnagenda prägt.

Oder wie die zivilgesellschaftlich initiierte und kuratierte Citizen Science, die die Wissenschaft aus den Elfenbeintempeln holte, sich auch in Museen und traditionellen Stätten öffentlicher Bildung etablieren ließe.

Wie der Sport mit dezidiert zivilgesellschaftlichen Impulsen noch inklusiver werden könnte. Beispielsweise die Hürden vor weiterhin bestehenden körperlichen Handicaps wegzuräumen, so wie Frauen-Amputierten-Fußball auf Krücken[21] ein prominentes Forum zu verschaffen oder den sogenannten meist peinlich verschwiegenen „unsichtbaren Behinderungen“ einen Teppich auch im Sport auszurollen. Wozu Vereinssport, der als Pfeiler der Zivilgesellschaft gilt, aus seinen bürokratischen Verkrustungen aber erst mal heraustreten müsste.

Fänden die großen Weltreligionen wieder einen Draht zueinander, wie bei etwa einem von der Media-Plattform The Pioneer veranstalteten Polylog eines Priesters, Rabbis und Imam, ließe sich eine religionsübergreifend inter-religiöse ehrenamtliche Sterbebegleitung schaffen. Sie könnte, alles in allem, andere Angebote machen als strikt-christliche.

4 Looping Champions

In diesem weit gespreizten Fächer der Möglichkeiten dürfte erkennbar werden, dass die Zivilgesellschaft aktiv und aus sich selbst heraus ein ziemlich großes kulturelles Feld bestellen könnte, nur mit wem? Nachdem der Staat, hier nachlesbar, bisher kaum eine Sparflamme entzünden möchte und zivilgesellschaftliche Organisationen meist mit ihrer laufenden Tagesarbeit vollauf beschäftigt sind, kommt es auf zupackende Einzelpersonen an, die die Themen in Schwung bringen und hochschaukeln, um im Schaukelbild zu bleiben. Idealerweise den Überschlag wagen und damit den Funken liefern, der Neues entzündet. Das liest sich verwegener, als es im tatvollen Einsatz ist, wie die Personenbeispiele zeigen. 

4.1 Der SchulPate

Er verdiente die „Looping Medaille“, wenn es sie denn gäbe. Bernd Tödte ist studierter Ingenieur, hat als Patentprüfer und Patentrichter gearbeitet, war Vizepräsident am Bundespatentgericht und ist, mittlerweile 80, als freiberuflicher Patentberater gut im Geschäft. Seine frühen Berufsjahre führten ihn nach Kolumbien, wo er vier Jahre lang an einer TU als Dozent arbeitete. In der Zeit lernte er auch seine kolumbianische Frau kennen, mit der er drei Söhne hat. Seine Frau unterstützt er bei der Leitung des Deutsch Kolumbianischen Freundeskreises DKF, Sektion München. Beide haben große Verdienste beim Bau einer Schule und anderen Sozialprojekten[22] in der Heimat seiner Gattin erworben. Das lieferte den Kick zu einer noch größeren Entwicklungserfolgsgeschichte im afrikanischen Togo.

Es handelt sich um die größte Berufsschule im Lande[23] mit derzeit 800 Auszubildenden aus durchgehend prekären sozialen Verhältnissen, die alljährlich über 100 Absolventen ins Berufsleben entlässt, u.a. als Handwerksmeister. Die Fachrichtungen reichen von Maurer und Schreiner über Kfz-Techniker und Schlosser bis Elektro-, Solar- und Computertechniker. Ein Verein aus Tödtes Heimatgemeinde in München mit Unterstützung der lokalen Kirche hat die Schule vor zehn Jahren ins Leben gerufen. Ein pensionierter Direktor einer deutschen Berufsschule koordiniert das Fachliche und entsendet von Fall zu Fall Lehrer aus deutschen Berufsschulen, während Tödte Förderungen beim Bund, Freistaat Bayern und Unternehmen einwirbt, insgesamt mittlerweile in Höhe von insgesamt dreiviertel Millionen Euro. Er ist auch derjenige, der die Fördermaßnahmen abwickelt und dafür Projekthandbücher mit Leitfäden für die Umsetzung schreibt, damit sie realisiert und ordnungsgemäß abgerechnet werden können. Ein drittes Vorstandsmitglied betreut einen großen Spenderkreis, der jährlich bis zu 100.000 Euro aufbringt. Die Schule selbst erwirtschaftet mit eigenen gewerblichen Aktivitäten etwa die Hälfte der laufenden Betriebskosten. 

Der Mitbegründer ist stolz darauf, dass bei einem minimalen Schulgeld die Ausbildung pro Schüler mit nicht mehr als 800 Euro zu Buche schlägt. Im Vergleich um Dimensionen günstiger als Bildungsprojekte, die die offiziellen deutschen vom Staat finanzierten Einrichtungen der Entwicklungszusammenarbeit zuwege bringen mit ihrem riesigen Unkostenapparat. Der auch dem Umstand geschuldet ist, dass der Mitarbeiterstab aus Deutschland den Status von Auslandsdiplomaten innehat mit vielen Annehmlichkeiten im Gastland.

Beide Partner, die togolesischen wie auch die deutschen, lernen voneinander. Letztere Kostenbewusstheit, etwa beim Bauen von Häusern, „die sehen gut aus, das Budget wird eingehalten, da können wir in München etwas lernen“, sagt Tödte. Während die Westafrikaner beim Durchführen der Projekte Konzeptionelles und Strukturelles von den Deutschen lernen. „Aber“, klärt Tödte, wir begegnen unseren Partnern nie als „paternalistische Besserwisser”. „Es passiert nichts mit der Schule, was sie nicht wünschen.” Tödte ist lebenslanges Mitglied der SPD, ihren Gründungswerten fest verbunden. Sozialer Ausgleich, Anleitung zur Selbstbestimmung, Chancen für alle sind für ihn keine alten Klischees, sondern Leuchttürme auch bei seinen Schulprojekten in Global-Süd. Was er tut, ein “Ganzjahresjob”, ist für ihn selbstverständlich. “Ich sehe ganz viele Leute, die gute Sachen machen. Und wenn andere meinen, dass mir das manchmal auch gelingt, dann freut das einen.”

4.2 Die Humboldt-Nachfolgerin

Anneli Seifert ist die Gründerin des Alexander von Humboldt Kulturinstituts AvH in Medellín[24], die zweitgrößte Metropolregion Kolumbiens. Sie war Sprachlehrerin am renommierten Goethe Institut. Als das sich nach der Wiedervereinigung Deutschlands aus der Stadt zurückzog, weil Goethe-Gründungen in Osteuropa finanziert werden wollten, trat sie die Flucht nach vorne an und hob das Humboldt Institut aus der Taufe. Sie begab sich damit ganz bewusst in die Tradition des großen deutschen Aufklärers, Humanisten und Brückenbauers zwischen den Kulturen. Bei seiner Forschungsreise durch die Amerikas 1799-1804 hat er bis heute große Fußabdrücke in Kolumbien hinterlassen, die u.a. Ausdruck finden in einer Vielzahl gleichnamiger Straßennamen. Seifert selber ist Spross einer deutschen Einwandererfamilie, die als Brauer ein anderes Kulturgut von Brasilien bis Venezuela zu verbreiten half, deutsches Bier.

Die Humboldt-Gründerin stellte das Institut auf zwei Säulen: Unterricht in deutscher Sprache und Kulturaustausch. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sie nach Medellín mehr deutsche Kultur gebracht als jede andere Institution in der Andengroßstadt einschließlich des deutschen Konsulats: Lesungen bekannter Autoren, darunter auch ein Auftritt des Sprachkritiker Bastian Sick („Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“), Ausstellungen von Künstlern, Konzerte großer Organisten wie auch der Reggae-Band Jamaram. Am 1. November 2024, Allerheiligen und Allerseelen, hostete das AvD in einer der großen Kathedralen der Drei-Millionen-Stadt ein Konzert, das klassische deutsche Komponisten einem großen einheimischen Publikum feierlich zu Gehör brachte. Was alles unterfüttert, dass Kultur primär über die Sprache, Literatur, Poesie und Lyrik, Musik und Balladen, nicht zuletzt Grammatik rezipiert wird.

Das ist aber keine Deutschland-Kolumbien Einbahnstraße, sondern reziprok. Das AvH co-modelliert an vorderster Linie nicht nur das positive Deutschlandbild, sondern hat in den letzten Jahren mittlerweile fast eine Hundertschaft Krankenschwestern und Krankenpflegern in mehrmonatigen Crashkursen in Deutsch geschult, die im Anschluss nach Deutschland gingen zum Ausgleichen des akuten Fachkräftemangels im Gesundheitswesen. Deutsche Sprachinstitute im Ausland sind mittel- und langfristig entscheidende Vor-Ort Job-Vermittler.

Anneli Seifert[25] und ihr Mitstreitenden im privat-organisierten AvD arbeiten im Verbund mit staatlichen Einrichtungen wie dem Goethe Institut, dem Deutschen Akademischen Auslandsdienst DAAD und deutschen Schulen im Lande. Wobei auch Medellíns deutsches Gymnasium, das Colegio Alemán, sich als tragende Transatlantikbrücke begreift und mittels Zukunftswerkstätten nach Robert Jungk kolumbianische und deutsche Lehrende in interkulturelle Transformationsprozesse bringt[26].

Das ist kein Automatismus. Trotz der engen Berührung und Verflechtung der Kulturen im gemeinsamen Schulalltag entsteht inter- und suprakulturelle Kompetenz nicht von selbst, sondern muss gecoacht, kultiviert, kuratiert werden. Deshalb ist ergänzend zu staatlichen, eher bürokratisierend-limitierenden Einrichtungen die flexible und mit örtlichen Akteuren gut verzahnte, sich laufend neu adaptierende Zivilgesellschaft gefordert. Mit all ihren charakteristisch-eigenen Persönlichkeiten, Aufschwüngen, Loopings. Wie eben Anneli Seifert, die dem aufklärerischen Humboldtschen Geist aus dem vergangenen preußischen Berlin im aktuellen Medellín zum Leuchten verhilft. “Sämtliche Mitglieder der Gesellschaft bauen an Kulturbrücken mit”, resümmiert sie. “Dialoge darüber führen uns in friedlichere Koexistenzen.”

4.3 Der Luther-King-Beseelte

“Opportunities come from relationships.” Beziehungen schaffen und eröffnen neue Möglichkeiten ist sein Mantra. Jim Capraro[27] ist das Kind italienischer Einwanderer nach Chicago, die sich wie so viele ihrer Landsleute im Südwestteil der Industriestadt am Michigansee niederließen. Als Teenager erlebte er Martin Luther Kings Protestmärsche für die Gleichberechtigung der Afro-Amerikaner. Sie führten durch sein Wohnviertel und Capraro bezeugte zum Anfassen-Nahe die Ausschreitungen der weißen Rassisten. Wenn es Erweckungserlebnisse gibt, dann könnte man dieses ein solches nennen, Ausgeschlossene zu Beteiligten und Regisseure ihrer Leben zu machen.

Capraro wurde Community Organizer in der Saul Alinsky Schule, entwickelte die Methode zum Comprehensive Community Development CCD weiter und gründete als Twen und bereits mit Familie die Greater Southwest Development Corporation[28] GSDC. Drin fusionieren Aktivismus und Bürger Empowerment mit Entrepreneurship und Business-Geist zu einem holistisch-nachbarschaftlichen Unternehmertum. Aus seiner „Garagen-NGO“ erwuchs ein veritables Bündnis aus den diversen Ethnien im Südwesten der Metropole des Mittleren Westens, darunter Mexikaner, Latinos und Muslime. Sie realisierten durch enge Kooperation beim Ausgestalten kommunaler Dienstleistungen Martin Luther Kings Ideale der Integration. Im Zusammenwirken mit der korporativen Welt gelang die Ansiedelung neuer Geschäfte, Standortsicherung größerer Unternehmen, Entwicklung von Wohnquartieren für Senioren, Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung. Die Bilanz: Investition fast einer Milliarde US Dollar in den Stadtteil, Schaffung tausender neuer Arbeitsplätze, dies durch ein engvermaschtes Beziehungsnetz von Bewohnern untereinander mit der Wirtschaft, Politik, Behörden. So entstand eine lebenswerte Nachbarschaft, innovativ-optimistisch-krisensicher.

Als reisender Community Aktivist mit dem Gütezeichen „Makler für Macht aus Beziehungen“ trug Capraro die Südwest-Erfolgsgeschichte nicht nur in die großen US-Metropolen, sondern auch weit über die Grenzen nach Lateinamerika und Europa. In Deutschland, das bei allem zivilgesellschaftlichen Diskurs traditionell immer noch weitgehend top-down von Parteien gesteuert wird, machte er mit seinem durchdekliniert-kommunalen Bottom-up-Ansatz nachhaltig Eindruck. Im Herbst 2024 feierte GSDC sein 50. Jubiläum und ehrte ihren mit vielen Preisen ausgezeichneten Gründer[29]. Dabei leuchtete im Hintergrund auch ein berühmter Zeitgenosse Humboldts auf, der Franzose Alexis de Tocqueville. Der hatte bereits vor zwei Jahrhunderten den Gemeinschaftsgeist, den Public und Community Spirit, den großen aus der Einwanderungshistorie hervorgegangenen Freiwilligengeist in den damals noch jungen Vereinigten Staaten gepriesen. Zivilgesellschaft, auch wenn sie nicht immer unter dieser Flagge antritt, ist zeitlos und findet ihre frühen Nährwurzeln zwischen US-Ost- und Westküste.

4.4 Freire, Boal & Co

Unserer geschichtliche Evolution ist eine Historie von vielen oft namenlos gebliebenen oder vergessenen Sich-Überschlagenden, vielleicht auch nur looping-affinen Grenzgängern. Sie ließe sich fast endlos fortsetzen. Nach diesen Biografien drei kurzgehaltene, die zeigen, dass die Protagonisten aus allen kulturellen Bereichen kommen, je bunter, desto reichhaltiger.

Der Bayer Fritz Letsch[30], ein breit aufgestellter Theaterpädagoge, der sich seine Anregungen und Eingebungen aus Brasilien holte, dem großen und international rezipierten Pädagogen der Befreiung Paulo Freire aus São Paulo; sowie Augusto Boal, dem Theaterregisseur aus Rio Janeiro, Erfinder des Theaters der Unterdrückten[31], dem Letsch im deutschen Sprachraum mit zur Verbreitung verhalf, u.a. mit Auftritten und Anleitungen des Brasilianers selbst. Das geht weit über das unter 3.5.1 Berichtete hinaus. Mit dem Forum Theater setzt Letsch neue Akzente, so zum Beispiel in Psyche und mentaler Gesundheit, die besonders während der Lockdowns der Pandemie gelitten hat, und das insbesondere bei jungen Menschen, Schülerinnen und Schülern. Ein innovativer theaterpädagogischer Anlauf, die Bühne als Werkzeug zur seelischen Erleichterung, Destigmatisierung, “Entschämung” heranzuziehen, ist derzeit in Arbeit. Das Schlagwort dafür, “Mental Health”, ist in vieler Munde.

Die systemische Beraterin und Theaterwissenschaftlerin Ruth Sander hat noch einen anderen Zugang gefunden. Inspiriert vom Psychoanalytiker Bert Hellinger und seiner Familienaufstellungsmethode hat sie daraus abgeleitet “Arbeiten im Raum – ganzheitlich mit allen Sinnen”. Das firmiert unter Sanders Markenzeichen Politik im Raum[32]. Seit den 1990er Jahren hat die in München ansässige Österreicherin ein Alleinstellungsmerkmal erworben für Aufstellungen rund um das Spektrum politisch-gesellschaftlicher Aktualitäten und Herausforderungen. Das Aufstellen von Menschen, die gesellschaftliche Institutionen und Tendenzen repräsentieren und ihre Positionen dynamisch verändern, macht Hintergründe und Zusammenhänge sichtbar, die in nachrichtlicher wie auch wissenschaftlicher Aktualität oft nicht auftauchen. Noch bevor transgenerationale Traumata, u.a. aus der NS-Zeit, die sich bis in die Erbanlagen einschreiben können (Epi-Genetik) zum Mainstream-Thema wurden, stellte Sander es in einer abendfüllenden und breitest besuchten Veranstaltung auf. Auch das Beispiel der Systemikerin zeigt: Nicht-institutionalisierte Kulturarbeit, also die hauptsächlich zivilgesellschaftlich inspirierte, strahlt aus in einem multi-vektoriell sternförmigen Highway. Das visualisiert wie im Experiment der verbunden-kommunizierenden Röhren vielerlei sonst nicht sichtbar werdende Wechselwirkungen. 

Er ist Lehrer in Heidelberg und verbringt viele seiner Freitagabende mit Moderation: einem weltweiten virtuellem Gespräch über Themen rund um Forschung und Wissenschaft, neue Erkenntnisse sowie Verwertbartkeit zum Wohle Aller. Dahinter steht Henning Belle, der sein Studium partiell in ausländischen Universitäten absolvierte und heute im engen Zusammenschluss mit dem DAAD und der Universität Heidelberg die Heidelberg Talks Online[33] HTO organisiert und leitet, zum großen Teil auf Englisch. Zu diesem Forum schalten sich Studierende und Forschende verteilt über den gesamten Globus zu, was den Austausch wegen der großen kulturellen Bandbreite besonders erkenntnisreich macht, zum akademischen Weltspaziergang. Ein Experte gibt den Impuls, es folgen F&A’s, dann die Debatte. Was kann Belle aus seiner inter- bzw. suprakulturellen Erfahrung und der fünfjährigen HTO-Praxis zum vorliegenden Paper beitragen? “Begegnungen auf allen Ebenen, je intensiver, desto besser”, kommentiert er. Auch hier: Schaukeln, Überschläge, Loopings sind der Weg.

5 Herausforderungen

Leichter gesagt als getan. Deshalb soll es nicht bei den Sonnenseiten belassen bleiben. Sondern ausgangs noch mal in die Komplexität hineingeleuchtet und die Herausforderungen dingfest gemacht werden. Die werden besonders an den Grenzzonen der Kulturen deutlich. Und wenn bekannt, sind sie auch leichtfüßiger zu begehen.

5.1 Function follows form

Die Überschläge bleiben ja schon oft stecken im Alltäglichen. Etwa dem Verkehr in Ländern des Südens. Der folgt weniger den in Deutschland vertrauten Regeln. Sondern eher dem Flow, auch Handzeichen werden respektiert, aber nicht Bestehen auf deutsche Verkehrsregeln, etwa im kolumbianischen Kreisverkehr. Das kann übel ausgehen. Und wem „form follows function“ vertraut ist, also dass zuvorderst die Funktion steht, dann erst Form, Verpackung, Hülle, der kann in Lateinamerika schon mal die gewöhnungsbedürftige, für manche wenig akzeptierbare Umkehrung erfahren: Ein altes Auto bleibt technisch alt und reparaturbedürftig, aber es wird äußerlich aufgerüstet, erhält einen frischen Lack, die Sitze einen neuen Überzug: Function follows form.

Im Familiären haben Mütter oft einen herausgehobenen Status. Vor der Globalisierung und der kommunikationstechnischen Revolution waren Überseeanrufe noch richtig teuer. Ein Berliner, der eine Argentinierin geehelicht hatte, bekam das auf seinem Konto zu spüren. Seine Gattin rief zweimal täglich die „Mama“ in der Heimat an, so wie das in vielen Ländern Lateinamerikas zwischen Kindern und ihren Müttern üblich ist. Da es von keiner Seite ein Einlenken gab und kein Kompromiss zustande kommen konnte, scheiterte die interkulturelle Liebe rasch an dieser Hürde. Scheidung. Andere geschiedene Lateinamerikanerinnen, die nur wegen ihrer Kinder in Deutschland bleiben, sterben oft in Einsamkeit, weil ihre in Deutschland sozialisierten Kinder sich weniger um sie kümmern als wenn sie in ihrer Heimat aufgewachsen wären; darüber hinaus diese Frauen die soziale Wärme ihrer gesamten Herkunftsfamilien vermissen und in der Fremde sozial oft nie so richtig ankommen.

Heiraten und Familiengründung weit über die eigenen kulturellen Grenzen hinaus, lässt sich hieraus für andere Kulturen und Weltregionen ableiten, bleibt herausfordernd. Auf die beidseitig erforderlichen Überschläge sind Wenige vorbereitet. Auf- und Umschwünge bleiben oft in der Luft stecken, wobei die weiblichen Partner traditionell eher die Opfer in diesen Familienkonstellationen sind. Beide, Form und Funktion, sollten immer wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.

5.2 Traditionalismus

Und noch jemand, der hier nicht benannt wird. Er stammt aus einem 800-Seelen-Dorf. Als junger Mann erlebte er ein in sich gespaltenes Westdeutschland: das Kriegstrauma mit der verdrängten deutschen Schuld am Holocaust und den Wiederaufbau mit dem Wirtschaftswunder. Diesen Widerspruch, das alltägliche Klein-Klein, Vereinsmeierei und Rigidität, Furcht vor Veränderung, Ignorieren der Vergangenheit, das Übermaß von Kontrolle – all das trug dazu bei, dass er nach dem Abitur in die USA ging. Dort eröffnete sich ihm ein Berufsfeld, welches ihm in seiner Heimat ohne Ausbildung und Studium verschlossen geblieben wäre. Seine Hingabe war sozialer Ausgleich, sein Talent ein im Gymnasium antrainiertes betriebswirtschaftliches Denken, womit sich ihm Posten als Geschäftsführer von NGOs eröffneten. Rasch internalisierte er deren Kultur und die in der US-Wirtschaft geltenden Normen: Risiken eingehen, lässiger Umgang mit den Regularien, beim Einstellen von Personal mehr auf den Bauch hören als auf Formalien, aber sich auch schnell wieder Trennen von Mitarbeitenden, wenn nötig.

Damit wurde der eingewanderte Deutsche sehr erfolgreich und anerkannt, bis hoch in die Politik. Bis er, mittlerweile 70 und im Ruhestand, in den ehrenamtlichen Vorstand einer einflussreichen Organisation deutscher Eingewanderter stieß. Nichts US-Pragmatismus, hier war die Welt in der Kultur seines alten Dorfes festgefroren, dem er vor einem halben Jahrhundert den Rücken gedreht hatte. Bei den Festlichkeiten und Aktivitäten, Fundraising Events und Outreach in die Community, stets stand die traditionell deutsche Küche auf der Speisekarte, überwölbt von hinter sich geglaubter deutscher Denke der Nachkriegszeit. Bei aller Heimatliebe wie auch Neigung zu Tradition gibt er im Vorstand zu bedenken: In einer dynamisch-disruptiven Welt ist dieser Stil eine Sackgasse, besonders beim Umwerben junger Leute. Ein Deutsch-Amerikaner zwischen den kulturellen Stühlen.

5.3 Inter-Religiöses

Wenn schon die Kulturen, selbst wenn sie nur transatlantische Zwillinge sind, es so schwer haben, aufeinander zuzugehen, wie schwer muss es sein, wenn zudem noch unterschiedliche Religionen mit im Spiel sind. Das jüdisch-muslimische Ehepaar Mendel-Cheema erzieht seine Kinder in beiderlei Glauben. Das funktioniert, ein echtes Problem sind eher die Angehörigen in den jeweiligen Familien, die sich gegen eine solche Bindung sperren. Im Philosophie Magazin[34] diskutierte das Paar ein Sich-Annähern. Dabei formulierte es einen „dritten Raum“, in dem weder die dominierende Kultur noch die unterdrückte einen Platz haben, sondern in dem eine neue Kultur geboren wird, in der bestehende Hierarchien, Machtstrukturen, Identitäten „auf den Kopf“ gestellt werden. Expressis verbis, ein Looping: das Plädoyer! Aber nachgefragt: Wie dürften wir uns die geistig-soziale Architektur eines solchen Kreißsaals mit Blick auf die jahrtausendealte Konflikthistorie der Weltreligionen vorstellen?

5.4 Extreme

Nicht weniger soziales Erfinder-Gen ist gefragt, wenn zwei absolut verschiedene Kulturen und dazu noch in unterschiedlichen historisch-evolutionären Entwicklungsstufen zusammenkommen. Das ist nicht der „Clash of Civilizations“, wie Huntington das auf der globalen Kulturskala West-Ost-West festschrieb, aber auch auf der individualisierten Nord-Süd-Nord-Achse birgt das Hürden. Die Deutsche Stephanie Fuchs, studierte Umwelt-Biologin, lebt seit über einem Jahrzehnt mit einem Massai verheiratet in einer Stammeskultur in Tansania, die weder Lesen noch Schreiben beherrscht. Es sei ein Kampf, man sei den ganzen Tag von Familienmitgliedern umgeben, „kein Kuchenessen, aber ich wollte es unbedingt“, vertraute sie der Abendzeitung[35] an, mittlerweile mit einem gemeinsamen Sohn, und geht in ihrem Buch darüber in die Tiefe.

Weniger gut gelang der kulturelle Spagat der als „Dschungelkind“ bekannt gewordenen Sabine Kuegler[36]. Die Tochter deutscher Missionare wuchs in Papua-Guinea mit den einheimischen Kindern indigener Stämme auf und nahm für sich deren Identität an, glaubte sie. Sie fühlte sich voll integriert und erst später als Erwachsene erfuhr sie, dass sie als Weiße dort nie in Gänze akzeptiert werden würde, irreversibel, eine für die mittlerweile erwachsene mittelalte Frau geradezu traumatische Erkenntnis.

6 Fazit: Mobilismus schlägt Fixismus

Zum Resümee gelangend, ließe sich nunmehr mit Goethes Faust sagen: Auch in der zivilgesellschaftlichen Kulturgestaltung müssen „Leben und Freiheit täglich neu erobert“ werden, gerade wenn die Akteure persönliche, fachliche und geografische Grenzen überschreiten. Mobilismus statt Fixismus ist das Mittel der Wahl. Mit diesem Satz stellte sich der Entdecker der Kontinentalverschiebung in einem fast lebenslangen Kampf seinen erbitterten Widersachern entgegen. Erst lange nach seinem Tod wurde seine Pionierarbeit anerkannt – heute Allgemeinwissen, das die Vorhersage von Erdbeben- und Vulkanausbrüchen erleichtert. Auch in der Evolution und Genetik, Natur und Historie des Homo sapiens ist Wandel von permanenter Konstanz, das Grundgesetz, idealerweise ein „up-cycling“. Oder in Heraklits Flusstheorie panta rhei: „Alles bewegt sich fort und nichts bleibt.”

Ergänzend möge dieses Working Paper auch aufgezeigt haben: dass es neben staatlichem und institutionellem Kulturschaffen ergänzend auch das individuelle gibt, das dem Geiste der Zivilgesellschaft entspringt, einem Mix aus Individualismus und Kollektivismus, Schaukeln und Überschlägen von Einzelmenschen in ihren lokalen, regionalen und internationalen sozialen Geflechten. Staatliche Objektifizierung und individuelle Subjektifizierung finden idealerweise zu einem Tandem zusammen, rollen Hand in Hand.

Mit einem Schlusssatz, entweder in Anlehnung an JFK: Was muss nicht nur der Staat, was könntest du selbst für die Zivilgesellschaft tun? – oder eher jovial: Keep on looping!

7 Dank

Das Looping-Modell ist ohne KI-Assistenz entstanden. Die Inspiration dazu lieferte die Familienhistorie des Autors. Über die letzten zwei Jahrhunderte hat sie sich spiralig durch vielgestaltige Kulturlandschaften im europäischen und transatlantischen Raum gearbeitet. Im 18. Jahrhundert zogen Vorfahren auf Einladung von Königin Maria Theresia von der südwestdeutschen Pfalz ins österreichisch-ungarische Habsburgerreich, wo sie als Bauern das östliche Grenzgebiet zu Russland rund um Lemberg, heute das westukrainische Lwiw, sozial befestigen und landwirtschaftlich kultivieren sollten. Im dortigen Galizien, Heimat einer Vielzahl von Ethnien und einer bis heute turbulenten Politik, lebten sie ein Jahrhundert lang, bevor einige nach Kanada, andere nach Westpreußen auswanderten. Die Eltern des Autors wurden ebendort geboren, in einem Gebiet, welches nach dem 1. Weltkrieg der polnische Korridor wurde, und sie wuchsen zweisprachig auf. Ende des Zweiten Weltkrieges gelangte das Ehepaar als Flüchtlinge ins schleswig-holsteinische Kiel. Der Autor selbst, an der Ostsee primär-sozialisiert, hat mehrere Jahre in den USA und Lateinamerika gelebt und gearbeitet, was in die Gründung einer deutsch-kolumbianischen Familie mündete. Deren mütterlicher Anteil war im 19. Jahrhundert aus dem spanischen Baskenland nach Kolumbien eingewandert. Wohnsitz von Familie, Kindern, Enkeln, Ehefrau ist München und Medellín. Letztere hatte in München die erste dreisprachige Kindertagesstätte begründet. Die kreisende Migrationsbewegung über den europäisch-transatlantischen Raum und der dabei stattfindende Kulturtransfer wurde das Leitmotiv des Beitrags. Er schließt an ans Maecenata Observatorium #77 „Civil Society FIRST“[37] und beschließt die „Tour d’Horizon“ mit einem dritten Teil, der sich dem asiatischen Raum widmet und den dortigen Zivilgesellschaften. Was sich schon jetzt sagen lässt, auch mit Blick auf Wahlen, Parteiprogramme, Regierungsmanifeste, allgegenwärtig politische Umbrüche: Eine kulturell-unilaterale Welt gab es nirgendwo und nirgendwann auf der Welt.

8 Autor

Wolfgang Chr. Goede, Wissenschaftsjournalist, Facilitator, München-Medellín, Fellow Maecenata Think Tank.

Grafik
(cc) Creative Commons
HD@DH.nrw | Michelle Dahlmanns
https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.en

9 Quellen

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AZ 27.04.2023
Cheema Saba-Nur, Mendel, Meron: Muslimisch-jüdisches Abendbrot, Kiepenheuer & Witsch 2024
Fuchs, Stephanie: Esepata. Mein Platz ist bei den Massai, Knaur 2023
Gebhardt, Heinz: Münchens wilde 70er. Volkverlag, München 2024

Graaff, David: Die politische Dimension des Fachs Deutsch als Fremdsprache im Zeitalter der public diplomacy, in: DaF-Brücke, Heft Nr. 16 / Okt. 2024 / Bolivia,

Graeber, David, Wengrow, David: Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit. Klett Cotta, Stuttgart 2022

Huntington, Samuel P.: Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert. Europa-Verlag, München, Wien 1996
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2022

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Online

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Capraro https://en.everybodywiki.com/Jim_Capraro (22.01.2025)
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Diamond https://en.wikipedia.org/wiki/Guns,_Germs,_and_Steel (22.01.2025)
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[1] https://www.maecenata.eu/2025/01/02/observatorium-78-was-erwartet-die-zivilgesellschaft-nach-der-bundestagswahl/ (21.01.2025)

[2] https://www.maecenata.eu/2025/01/17/zivilgesellschaftliches-kulturengagement-ein-lagebericht/ (21.01.2025); siehe auch Audio Deutschlandfunk Kultur, Interview mit der Autorin der Studie: https://www.deutschlandfunkkultur.de/zenit-ist-erreicht-zivilgesellschaftliches-kulturengagement-ein-lagebericht-100.html?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=maecenata_newsletter_januar_2025&utm_term=2025-01-22  (22.01.2025)

[3] Poskett, James: Neue Horizonte. Eine globale Geschichte der Wissenschaft. Piper, München 2022

[4] Graeber, David, Wengrow, David: Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit. Klett Cotta, Stuttgart 2022; siehe hierzu auch eine Online-Version von Graeber „Possibilities“, 2007: https://monoskop.org/images/c/c9/Graeber_David_Possibilities_Essays_on_Hierarchy_Rebellion_and_Desire_2007.pdf (22.01.2025); im Kontext dazu im Print: Einen Westen hat es nie gegeben, Unrast, Münster 2022

[5] MacSweeny, Naoíse: Der Westen. Die neue Geschichte einer alten Idee. Propyläen Berlin 2023

[6] https://en.wikipedia.org/wiki/Guns,_Germs,_and_Steel (22.01.2025)

[7] Huntington, Samuel P.: Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert. Europa-Verlag, München, Wien 1996

[8] https://www.mvhs.de/kurse/460-CAT-KAT18825 (22.01.2025)

[9] https://www.mohr-villa.de/veranstaltung/kultur-schmeckt.html (22.01.2025)

[10] https://www.nzz.ch/feuilleton/elvis-presley-der-revolutionaer-der-seine-eigene-revolution-verriet-ld.1865039 (22.01.2025)

[11] https://www.mvhs.de/programm/aktuelle-angebote/hereinspaziert-ins-einstein-28 (22.01.2025)

[12] https://www.tollwood.de/veranstaltungen/2024/ein-festival-singt/ (22.01.2025)

[13] https://www.st-anna-augsburg.de/gemeinsames-singen-nach-einer-corona-infektion (22.01.2025)

[14] s. Graaff, David: Die politische Dimension des Fachs Deutsch als Fremdsprache im Zeitalter der public diplomacy, in: DaF-Brücke, Heft Nr. 16 / Okt. 2024 / Bolivia, S. 64ff; siehe auch: https://www.researchgate.net/profile/David-Graaff-3 (22.01.2025)

[15] https://www.fnp.de/frankfurt/der-geschichte-juedischer-ruderer-auf-der-spur-92870390.html (22.01.2025)

[16] Hierzu existiert eine eigene Zeitschrift, Voluntaris https://voluntaris.de/ueber-uns/ (22.01.2025) wie auch eigene vertiefende Voluntaris-Handbücher für die Praxis: https://voluntaris.de/2025/01/16/das-handbuch-zivilgesellschaftliches-engagement-und-freiwilligendienste-ist-erschienen/ (22.01.2025)

[17] https://www.tum.de/community/campusleben/musik-und-kunst/center-for-culture-and-arts (22.01.2025)

[18] https://www.kubiss.de/moving-cultures/seiten03/veranstaltungen/einzelveranst/81turka.htm (22.01.2025)

[19] https://www.unsertheater.de/  (22.01.2025)

[20] Gebhardt, Heinz: Münchens wilde 70er. Volkverlag, München 2024

[21] https://www.futbolred.com/futbol-colombiano/futbol-femenino/colombia-campeon-de-copa-mundial-femenina-de-futbol-de-amputados-2024-vencio-a-estados-unidos-228070 (22.01.2025)

[22] https://www.dkfev.de/projekte/ (22.01.2025)

[23] https://www.togo-hilfezurselbsthilfe.de/ (22.01.2025)

[24] https://www.avhmedellin.co/ (22.01.2025)

[25] https://www.dkfev.de/auf-eine-tasse-cafe-con-leche (22.01.2025)

[26] https://zukunftswerkstaetten.org/2022/06/24/zukunftswerkstatt-in-kolumbien-ol-und-wasser-mischen-ein-bericht-von-wolfgang-goede/ (22.01.2025)

[27] https://en.everybodywiki.com/Jim_Capraro (22.01.2025)

[28] https://greatersouthwest.org (23.01.2025)

[29] https://netzwerk-gemeinsinn.org/ehrung-fuer-community-organizer (23.01.2025)

[30] https://www.fritz-letsch.de/ (22.01.2025)

[31] https://befreiungsbewegung.fairmuenchen.de/pluriversum/theater-der-unterdrueckten (22.01.2025)

[32] https://politik-im-raum.org/ruth-sander/ (22.01.2025)

[33] https://www.uni-heidelberg.de/de/alumni/publikationen/hainews/archiv/2023-01/vortrags-und-diskussionsreihe-heidelberg-talks-online (22.01.2025)

[34] Philosophie Magazin 01/2025, S. 60ff; Cheema Saba-Nur, Mendel, Meron: Muslimisch-jüdisches Abendbrot, Kiepenheuer & Witsch 2024

[35] AZ 27.04.2023, S. 14, Fuchs, Stephanie: Esepata. Mein Platz ist bei den Massai, Knaur 2023

[36] https://www.wissenschaftsdebatte.de/?p=7144 (22.01.2025); Kuegler, Sabine: Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind. Westend Neu-Isenburg 2023

[37] https://www.maecenata.eu/2024/10/11/observatorium-77-civil-society-first/ (22.01.2025)

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