Heribert Prantl, ehemaliger Staatsanwalt und streitbarer leitender Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, klärt mit der ihm eigenen intellektuellen Schärfe. Über die Aufgabe des Journalisten sagt er Folgendes:
Die Presse hat ihre Aufgabe, „Moderator und Motor für Veränderungen zu sein“ — Moderator, auch im Sinne der TELI Wissenschafts-Debatte. „Pressefreiheit ist nicht die Freiheit, Redaktionen durch Zeitarbeitsbüros zu ersetzen“, warnt der SZ-Redakteur. „Es besteht die Gefahr, dass der deutsche Journalismus verflacht und verdummt, weil der Renditedruck steigt; weil an die Stelle von sach- und fachkundigen Journalisten Produktionsassistenten für Multimedia gesetzt werden, wieselflinke Generalisten, die von allem wenig und von nichts richtig etwas verstehen.“ Aus dem Journalisten werde dann ein „multifunktionaler Verfüller von Zeitungs- und Webseiten“.
Grundsätzlich begrüßt Prantl die neuen Möglichkeiten der Informationsverbreitung durch das Web. „Noch nie hatten Journalisten ein größeres Publikum als nach der digitalen Revolution“, schreibt er. Noch nie war Journalismus weltweit zugänglich. Die Informationsfülle verlange aber nach einem orientierenden und aufklärenden Journalismus. Er vergleicht den Zustand mit der „Kommunikationsrevolution“ von 1848/49, als die Zeitungen buchstäblich wie Pilze aus dem Boden schossen.
„Mich erinnern die Blogger von heute an die politisierten Bürger“ der damaligen Zeit, sagt Prantl und resümiert: „Blogs sind mehr Demokratie.“ Solle da wirklich der etablierte Journalismus die Nase hochziehen, so wie es vor 160 Jahren die etablierten fürstlichen Herrschaften und die monarchischen Potentaten getan haben?
Wie gehen wir damit im Wissenschaftsjournalismus um?