Mit diesen vier einfachen Handreichungen schreiben Sie sich in die Champions-League.
Den Osterspaziergang durch den Schnee werden sich viele in diesem Jahr sparen, deshalb an dieser Stelle ein wenig Osterlektüre am kuscheligen Ofen :-). Gerade hat der Historiker Valentin Groebner das Buch „Wissenschaftssprache. Eine Gebrauchsanweisung“ (Konstanz University Press) herausgebracht – schwer zu übersehen in der Bücherflut:
Ein kleiner, blauer Werkzeugkasten auf weißem Grund ziert den Buchdeckel. Was der Professor seiner Zunft verschreibt, um Wissenschaft verstehbarer und lustvoller zu machen, dürfen sich auch Wissenschafts-Journalisten ins Stammbuch schreiben. ‚So einfach kann Schreiben sein‘, wird es so manchem, wie auch mir zum Vielhundertstenmal, entfahren!
Die Satzgirlanden, die aus den Gehirnwindungen quellen, radikal abspecken auf, pointiert gesagt, Grundschulniveau: Subjekt, Prädikat, Objekt! Leicht gesagt, doch dazu gehört Mut. „Kill your darlings“, empfiehlt Groebner, Schreibtugenden jenseits des Atlantiks zitierend, denen sich auch Hochschullehrer verpflichtet fühlen.
Das vermeintlich so Schöne entpuppt sich meist als geistiger Schrott, auch auf dem akademischen Spielfeld. Alles Gedunsene, Schwülstige, Abstrakt-Verschwurbelte, Gekünstelte, Selbstverliebte – weg damit. Denken wir an Hemingway. Seine glasklare Prosa ist das Ergebnis höchster Schreibdisziplin. Fast alles, was der Nobelpreisträger am Vortrag am Stehpult zu Papier gebracht hatte, strich er am nächsten Tag wieder.
Wer zu viel zitiert, verrät geistige Armut :-(. Der Schreiber versteckt sich hinter anderen, statt seinen eigenen Grips angestrengt zu haben. Auch hier gilt, wie oben: Ganze Absaetze streichen, „ein Zitat von drei Woertern“ ist viel praegnanter, sagt Groebner und raet darüber hinaus: Absaetze machen statt „homogenisierte Wortwürste“ hervorzupressen.
Erstere erleichtern nicht nur das Lesen, sondern verleihen der Wort-Komposition Temperament und Rhythmus: Wechsel zwischen Schnell und Langsam, Laut und Leise, Hauptthema und Variationen, in Absaetzen steckt Musik!
Und nach der ersten Niederschrift: sich selber den Text halblaut vorlesen. Der dazu eingeschaltete Sinneskanal, das Gehoer, erkennt, fast intuitiv, Schreibsünden. Das Hoeren orientiert sich an der mündlichen Rede, die spontan und lebhaft ist, schnell auf den Punkt kommt, ohne all die Einschübe und Stopfereien auskommt, die die Schriftsprache und mit ihr viele Vortraege oft so qualvoll machen.
„Wenn Sie selbst … beim Zuhoeren ungeduldig werden, müssen Sie knapper werden. Also: streichen“, fordert der Kommunikations-Knigge kategorisch.
Wer die Hoheit der Kommunikation über Forschung hat: die oft – leider – allzu befangenen Forscher oder die – hoffentlich – gesellschaftlichen Nutzen und Schaden herausschaelenden Journalisten, darüber darf gestritten werden. Über die Sprache selber sind wir uns, über alle Graeben hinweg ;-), offensichtlich einig.