Endlich, Licht am Ende eines langen, dunklen Tunnels! Jahrelang hatte in den USA eine fundamentalistische Wissenschaft das Sagen. Deren Vertreter verspotteten Darwins Evolutionslehre und predigten einen biblischen Kreationismus – schlimmer, sie leugneten, entgegen aller Evidenz, die Klimaerwärmung und propagierten: „Weiter wie bisher!“ In den Köpfen dieser Forscher paarten sich religiöses Sendungsbewusstsein mit kapitalistischer Gewinnmaximierung. Hierfür fanden sie in der konservativen Politik und Wirtschaft eine ergebene Gefolgschaft.
Das deckten die Autoren Naomi Oreskes und Erik M. Conway in ihrem Buch „Merchants of Doubt“ auf (Untertitel: „Wie eine Handvoll Forscher die Wahrheit verdunkelte, vom Rauchen bis zur globalen Erwärmung“ // Bloomsbury Press).
Jetzt müssen sich diese wissenschaftlichen Manipulatoren und deren Unterstützer auf scharfen Gegenwind einstellen. Die „Union of Concerned Scientists“ UCS will ihnen durch Aufklärung das Handwerk legen. Die Organisation zählt 85’000 Mitglieder und 150 Mitarbeiter. Sie hat in den letzten Jahren sehr erfolgreich Richtlinien der wissenschaftlichen Integrität entwickelt und durchgesetzt. Ein neuer Schwerpunkt ist nun das Center for Science and Democracy, das in diesen Tagen an der Ost- und Westküste gleichzeitig aus der Taufe gehoben wird.
Absicht ist, so die Programm-Managerin Pallavi Phartiyal, „Wissenschaft, Technologie und Innovationen in den demokratischen Abstimmungsprozess einzugliedern“. Dieser Schritt sieht eine breite Mobilisierung von Forschern, Öffentlichkeit und Medien vor. Er zielt darauf ab, Entscheidungsträgern bewusst zu machen, dass richtungsweisende Beschlüsse in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik auf wissenschaftsbasierten Fakten beruhen müssen.
„Das hat eine lange Tradition und historische Wurzeln, die bis zur Aufklärung zurückreichen“, sagt die UCS-Managerin. Ihnen fühlten sich auch die Gründer der Vereinigten Staaten verpflichtet – und das soll jetzt wieder tonangebend werden.
Diese Aufklärungsstrategie über das Wesen der Forschung und deren Verzahnung mit der Gesellschaft will die Wissenschafts-Union über öffentliche Foren im ganzen Land vorantreiben. In deren Fokus sollen vernachlässigste Themen stehen wie der Klimawandel und was dagegen unternommen werden muss. Dies wird in aller Gründlichkeit passieren, jeweils mehrere Tage lang.
Alle wichtigen Interessengruppen einer Region, die so genannten „Stakeholder“, werden dazu eingeladen, insbesondere die Geschäftswelt, aber auch die Parteien sowie Glaubensgemeinschaften. Die Erkenntnisse und Ergebnisse dieser öffentlichen Wissenschafts-Plattformen wollen die Veranstalter, man könnte sie in Anlehnung an Oreskes Titel „Händler der Aufklärung“ nennen, in die Entscheidungsprozesse zurückleiten. Dort sollen sie Realität werden und die Zukunft gestalten helfen.
Die Verschwendung von Energie und Ressourcen, die US-Besuchern auf Schritt und Tritt ins Auge sticht, bisher sozusagen wissenschafts-ideologisch abgesegnet, muss nicht länger eine Art Gesetz sein und bleiben!
Bildmaterial (c) UCS